Ein Friedensgebet im wilden Norden Kameruns
Bischof Bruno Ateba SAC
Nahe der nigerianischen Grenze in der Region Extrême-Nord, einer wilden Landschaft mit Savanne und Steppe, liegt Bischof Atebas Bistum Maroua-Mokolo.
Hilfe im Flüchtlingslager
In der Nachbardiözese wurde Boko Haram gegründet, die Islamistengruppe kommt auch heute – obwohl merklich geschwächt – immer wieder über die Grenze und verübt Terrorakte in Kamerun. Die Menschen haben Angst, Christen und Muslime. 45.000 Menschen sind in die Diözese Maroua-Mokolo geflüchtet. Die Betreuung der notleidenden Menschen im Flüchtlingscamp gehört zu Bischof Atebas Aufgaben. Darüber hinaus beten die Christen im Bistum nach jedem Gottesdienst ein besonderes Friedensgebet.
Ein Kinderheim im Bau
Eines seiner anderen Projekte kümmert sich um die vielen Straßenkinder. „Eines Tages sprach mich ein Kind an, das auf der Straße lebt und sagte „Bischof Bruno, weißt Du, was ich mir zum Geburtstag wünsche? Ich möchte gerne in die Schule gehen, täglich einmal etwas essen und wenn ich krank bin, dann möchte ich ins Krankenhaus gehen können!“
Diese Kinder brauchen Unterstützung und Liebe, deshalb engagiert sich die Diözese hier besonders. Dank vielfältiger Unterstützung aus Europa geht es mit dem Bau eines Kinderheimes in der Bischofsstadt Maroua langsam vorwärts.
Begeistert für den Glauben
Bischof Ateba wurde 1964 in Zoétélé im Süden Kameruns geboren, quasi mitten im Urwald. Sein Großvater war Katechist, daher stammt vermutlich seine Begeisterung für Jesus und seinen Glauben. Er fühlte sich mit den Spiritanern, der Missionsgemeinschaft, die in seinem Dorf sehr aktiv waren, verbunden und wollte schon früh Priester werden.
Dann lernte er die Pallottiner kennen und schätzen: „Die Pallottiner waren und sind für die Spiritualität in Kamerun ganz wichtig. Es waren die ersten Missionare in meiner Heimat. Früher dachte man sich die Kirche hierarchisch von oben nach unten, sozusagen vom Papst über die Bischöfe zu den Priestern, bis zu den Gläubigen.
Die Pallottiner lebten uns immer schon etwas anderes vor und machten deutlich, dass wir alle Kinder Gottes sind, dass wir alle aufgerufen sind, Apostel zu sein, dass jeder in unserer Kirche und in unserer Dorfgemeinschaft einen wichtigen Platz hat.“ Deshalb legte er am 15. August 1989 seine Erste Profess ab und wurde Pallottiner.
Dazu steht er auch heute noch: „Ich bin heute Bischof, aber ich bin und bleibe auch immer Pallottiner!“ Deshalb steht der traditionelle Wahlspruch der Pallottiner auch in seinem Wappen: „Caritas Christi Urget nos“ – die Liebe Christi drängt uns!
Unsere Bio-Kirche
Bischof Ateba hat weder ein Bischofspalais noch eine Kathedrale. So etwas gibt es im Norden nicht, weil viele Leute sehr arm sind. Es gibt keine Kirchensteuer, die Leute spenden den Priestern für ihren Lebensunterhalt Naturalien, wie Eier, Karotten oder Nutztiere. Deshalb freut er sich ganz besonders über die Fortschritte beim Bau seines Bischofshauses und der Kirche.
„Wir feiern derzeit im Freien Gottesdienst, unter einem Baum, wir habe sozusagen eine Bio-Kirche“, scherzt er. „Es wird kein Palais, nur ein ganz kleines Bischofshaus, in dem ich auch Gäste empfangen und beherbergen kann.“
Leben im Geiste Pallottis
Bischof Ateba betont, dass ihm das Charisma Pallottis und der Pallottiner bei seiner Arbeit in seiner Diözese weiterhilft. Viele Christen tragen noch das alte Bild von einer hierarchischen Kirche in sich, bei der die Gottesdienstbesucher den Rang von Zuschauern haben. Er setzt sich deshalb täglich dafür ein, dieses Rollenverständnis zu verändern. Alle Gläubigen sollen spüren, dass sie mitten in der Kirche eine Rolle spielen und dass es auf ihren Einsatz ankommt.
„In meiner Diözese höre ich den Leuten zu, ich übertrage ihnen Verantwortung und traue der Gemeinschaft etwas zu, denn alle Getauften haben etwas Wichtiges zu sagen, wir alle sind ja zur Nachfolge berufen!“
Die Wurzeln dieser Spiritualität liegen für ihn in Europa. Ausgehend vom Hl. Vinzenz Pallotti und der Gemeinschaft in Masio, Italien, kam die Begeisterung für diese Art der Spiritualität vor 125 Jahren über die Alpen von Italien nach Deutschland. Von hier aus gingen junge Brüder und Priester (und natürlich auch Schwestern) in alle Welt, nach Kanada, Südamerika, Indien, Südafrika und eben im Jahre 1890 auch nach Kamerun. Dafür ist Bischof Ateba „den Vätern und Müttern des Glaubens“ sehr dankbar.
Unterstützung der deutschen Seelsorge
Die Mutterprovinz in Deutschland habe heute viele dankbare Töchter, die bereit sind etwas zurückzugeben, wenn es gewünscht wird. Beispielsweise indem sich Mitbrüder aus Kamerun um das kümmern, was von den deutschen Mitbrüdern heute nicht mehr alleine erledigt werden kann. Man könnte beispielsweise die Seelsorge unterstützen.
Probleme, die es mit ausländischen Priestern in Deutschland gelegentlich geben würde, wären dabei nicht zu befürchten, da die Mitbrüder in Kamerun ja die gleiche Spiritualität leben und schon mit sehr guten Sprachkenntnissen nach Deutschland kommen würden: „Missionare mussten sich in der pallottinischen Geschichte immer auf das Gastland einlassen, nicht nur Sprache und Kultur kennen, sondern mit den Einheimischen mitleben. Und jetzt können wir eben für unsere Mutterprovinz da sein!“
Glühende Spiritualität
Ob es auch Unterschiede gibt? Bischof Ateba bemüht ganz vorsichtig um ein Sinnbild für das Verhältnis afrikanischer und europäischer Spiritualität: „Es gab einmal ein großes Feuer, jetzt sieht man davon noch einen Haufen Asche, aber wenn man näherkommt, ist es noch ganz heiß und wenn man die oberste Ascheschicht berührt, merkt man, dass es darunter noch glüht!“
Die Wurzeln des christlichen Glaubens und die Begeisterung früherer Generationen sind sowohl in Afrika wie auch in Europa noch sichtbar und erlebbar. In Europa müsse man aber genauer hinschauen, damit man die Wurzeln erkennt. Es sei für die europäischen Christen vielleicht hilfreich, sich immer wieder auf diese gemeinsamen Wurzeln zu besinnen.
Hier könne Sie die Arbeit von Bischof Ateba unterstützen: Jetzt online spenden.
(17.11.2017 / JE)
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