Pater Atanga ist in Limburg zuhause

Es müsste in Europa keinen Priestermangel geben

1890 zogen erstmals Pallottiner in die ehemals deutsche Kolonie Kamerun, um als Missionare den Einheimischen den christlichen Glauben zu bringen. In den folgenden Jahrzehnten wurden eine große Anzahl Brüder und Patres von ihrer Deutschlandzentrale in Limburg nach Zentralafrika geschickt. Der Wandel der Zeit hat das System umgekehrt. Heutzutage kommen junge Patres aus Kamerun wie aus Indien, die von den Pallottinern in Deutschland zu Gottesdiensten und Seelsorge eingesetzt werden.

Einer von ihnen ist Dr. Benjamin Atanga, der als Kaplan nunmehr im dritten Jahr dem Gemeindepfarrer von St. Marien, Pater Toni Schroers, zur Seite steht. In der Limburger Südstadt habe er sich gut eingelebt, sagt der 48-Jährige, der im Wechsel mit Schroers heilige Messen in der Pallottinerkirche, in St. Vinzenz Pallotti Blumenrod, St. Johannes Nepomuk Linter sowie in den Altenheimen und Seniorenhäusern der Südstadt zelebriert sowie weitere Dienste übernimmt.

In Deutschland gibt es Termine
„Am Anfang war mein Einsatz in Limburg eine schwere Umstellung“, sagt der Priester. In Kamerun sei die Pastoral, also die Seelsorgetätigkeit, anders. „Dort kommen viele Christen nicht nur zur Kirche, sondern suchen das Pfarrbüro zu Gesprächen auf, Katechisten erteilen den Menschen Religionsunterricht und viele Leute kommen zur Beichte“, erzählt er und benennt den Unterschied: „Hier ist die Pastoral sehr strukturiert. Es gibt viele Aktivitäten hier, auch für Kinder, aber für alles gibt es Termine.“

Seine Priesterweihe empfing Benjamin Atanga am 10. Juli 2004 in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns. Vorangegangen war sein Noviziat, die Vorbereitung auf das Leben in der Gesellschaft des Apostolates, so die offizielle Bezeichnung der Gemeinschaft der Pallottiner, die ihn auch für ein Jahr nach Ruanda schickte. Es folgte ein Studium der Philosophie und Theologie.

Papst Johannes Paul II. sollte die folgenden Jahre des jungen Theologen maßgeblich beeinflussen. Pater Benjamin wechselte in das westafrikanische Land Benin. Dort hatte der Papst einen Standort seines 1981 gegründeten „Päpstlichen Instituts für Studien zu Ehe und Familie“ etabliert. Zwei Jahre setzte Atanga hier sein Studium fort, das er im Lateran in Rom mit der Promotion zu einem Thema der Moraltheologie beendete.

Zurück in Kamerun wurde der junge Priester für zwei Jahre mit der Leitung eines geistlichen Zentrums in Yaoundé betraut. Der zuständige Diözesanbischof ernannte ihn zum Rektor der dortigen Basilika; eine Aufgabe, die der Pallottinerpater drei Jahre ausübte, bis 2014 sein Einsatz in Deutschland folgte. Zunächst in einer pallottinischen Einrichtung in Wiesbaden wohnhaft, bestand Pater Benjamins erste Aufgabe im Erlernen der deutschen Sprache. In Frankfurt unterstützte er den Flughafenseelsorger Pater Heinz Goldkuhle. Etwa zwei Jahre später begann Pater Benjamin seinen Dienst in der Limburger Pfarrei St. Marien.

Der Älteste von sieben Geschwistern
Wenn der 48-Jährige heute auf seinen Weg zurückblickt, so ist er Gott dankbar, dass er an den Schaltstellen seiner Lebenslinie immer Menschen begegnet ist, die ihn positiv begleitet haben. Geboren im März 1970 in einem Ort 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Jaoundé, hat er seine Eltern nicht gekannt. Sein Vater starb im Jahr zuvor im Alter von 25 Jahren. Benjamin war das dritte Kind seiner 20-jährigen Mutter. Die beiden Geschwister vor ihm waren gestorben. Weil seine Mutter nicht an dem Wohnort bleiben konnte, verließ sie ihren Sohn als dieser zwei Jahre alt war und vertraute ihn seiner Oma an.

„Ich habe meine Mutter zum ersten Mal gesehen als ich neun Jahre alt war und auch meine neuen Geschwister. Sie hatte ein zweites Mal geheiratet und ein weiteres Kind sowie ihren zweiten Mann durch den Tod verloren. Meine Mutter hatte insgesamt zehn Kinder geboren; von den lebenden sieben bin ich der älteste“, erzählt der afrikanische Pater.

Meine Oma war sehr fromm
Atanga: „Meine Oma war sehr fromm. Sie betete den Rosenkranz morgens und abends. Obwohl sie nicht viel Geld hatte, hat sie meinen Besuch im Kindergarten und in der Schule bis zur sechsten Klasse bezahlt. Dann konnte sie nicht mehr und ein Onkel, Bruder meiner Mutter, hat mir den Besuch im katholischen Gymnasiums ermöglicht. Ich war Messdiener in der Pfarrei gewesen, später Lektor. Meine Muttersprache ist Ewondo. Ein Lehrer hat uns nach der Schule unterstützt, Ewondo zu lesen. Schon damals hatte ich Lust, Priester zu werden.“

Benjamin war nach dem Abitur sehr unsicher, ob er noch Priester werden könne und begann mit dem Studium der Naturwissenschaften. In dieser Zeit lernte er einen Jesuiten kennen und fand in Kamerun einen Pater dieses Ordens, der sein geistlicher Begleiter wurde. „Ich war nun 25 und wollte nicht mehr lange warten und so entschloss ich mich, ebenfalls Jesuit zu werden, aber sie wollten mich nicht aufnehmen“, erzählt Atanga mit einem Lächeln. „Sie schlugen mir vor, dass ich eine andere Gemeinschaft finden soll“, berichtete von seiner damals großen Enttäuschung.

Pallottiner-Kalender war der Türöffner
„Ich war schon zwei Jahre Leiter der Caritasgruppen. Auf dem Tisch unseres Pfarrers sah ich einen Pallottiner-Kalender stehen. Den gab er mir, damit ich lesen konnte, was darin geschrieben stand. Auf der ersten Seite fand ich diesen Text von Vinzenz Pallotti: ‚Ich möchte Speise werden, um die Hungrigen zu sättigen, Kleidung um den Nackten zu bedecken, Trank, um den Durstigen zu erfrischen….‘.“ Pater Atanga: „Das sprach mich an, weil ich das schon bei der Caritas machte. Und dann dachte ich: Das ist meine Berufung.“

Er bekennt: „Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es die Pallottiner gibt. Ich ging zu Pater Josef Böckenhoff. Er war der Delegat, der Obere der Pallottiner in Kamerun, der mich zu Pater Peter Hillen schickte, der heute noch in Afrika wirkt. Das war 1995 als Hillen einen Brief von Benjamins geistlichem Begleiter bekam und so wurde ich Postulant“, einer, der das Leben in der Gemeinschaft kennenlernt um sich danach als Novize auf das Leben in der Gemeinschaft vorzubereiten und später das Versprechen abzulegen.

Pater Atanga singt gerne und animiert die Besucher seiner Messen, zum Lobe Gottes einzustimmen. Und er kann herzhaft lachen. Doch dann wird er nachdenklich und sagt: „Die Leute kommen in die Gottesdienste, doch bald haben wir keine Priester mehr“ und fügt hinzu: „Wir aus der Weltkirche könnten eine Hilfe für Deutschland und Europa sein. Wenn die Kirche dafür offen wäre, bräuchte es hier keinen Priestermangel zu geben.“

Bild und Text: Dieter Fluck

Der Pallottiner Pater Dr. Benjamin Atanga lebt in Limburg
Wenn Pater Benjamin Atanga Abwechslung sucht, schaut er schon mal in der Limburger Buchhandlung der Pallottiner herein.

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