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Die Aufhebung des Klosters war für die umwohnenden Katholiken 

eine bittere Enttäuschung. Sie waren gewohnt, in der Klosterkirche 

ihrer Sonntagspflicht zu genügen. Der Weg dahin war lange nicht 

so weit, wie der zu ihrer Pfarrkirche in Bork oder Werne. Diesem 

Umstand mag der edle Freiherr vom Stein Rechnung getragen ha‐

ben, als er die Errichtung einer eigenen Pfarrei Cappenberg betrieb 

und die altehrwürdige Klosterkirche ihrer Bestimmung zurückgab. 

Freiherr vom Stein ist am 29. Juni 1831 in Cappenberg gestorben. 

Im nächsten Jahre erhielt Cappenberg in der Person des einäugi‐

gen Vikars Bernhard Schemm seinen ersten Pfarrer. Die Bauern‐

schaft Übbenhagen, die bis dahin zur Pfarrei Bork, und die Bauern‐

schaft Ostick, die zu Werne gehörte, wurden zur neuen Pfarrei 

geschlagen. 

In Übbenhagen liegt der Vieter‐Kotten, aus dem der erste katholi‐

sche Missionar Kameruns hervorging. Seine Familie scheint seit 

den ältesten Zeiten dort ansässig gewesen zu sein. Den Namen 

Vieter dankt er mehr seinem Kotten als seinen Eltern. Das klingt 

merkwürdig genug, findet aber sogleich seine Erklärung, wenn 

man die Sache vom Standpunkt altwestfälischer Gewohnheit be‐

trachtet. Bekanntlich herrscht in Westfalen die Sitte, dass der Na‐

me einer alteingesessenen Familie auf ihren Hof übergeht. Kommt 

nun der Hof durch Heirat oder Kauf in andere Hände, so ändert er 

seinen Namen nicht, sondern der neue Besitzer nimmt den Namen 

des Hofes an. Das ist aus dem Vieter‐Kotten mehr als einmal ge‐

schehen. Zuletzt bei Bischof Vieters Großvater, Johann Theodor 

Benning, der eine Tochter des Hauses heiratete und den Kotten 

übernahm.  

Sein Sohn, Johann Theodor, geboren am 7. März 1815, verheirate‐

te sich am 12. November 1850 mit der 25 Jahre alten Katharina 

Elisabeth Kortmann, der Tochter des Kötters Wilhelm Kortmann in 

Ehringhausen.

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 Die Trauung fand in Werne statt und wurde durch 

den Pfarrer und Dechant Heinrich Overhage vollzogen, der durch 

die Herausgabe von Annegarns Weltgeschichte in weiten Kreisen 

bekannt geworden ist.  

Dieser Ehe entsprossen fünf Söhne und eine Tochter. Der älteste 

Sohn, Bernhard Wilhelm, wurde am 24. August 1851 geboren. 

Gerhard Heinrich, dessen Werden und Wirken auf diesen Blättern 

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  Das Eheregister von Werne schreibt: Vieter und Kortmann, das Tauf‐ und Sterberegister 

von Cappenberg dagegen: Viether und Kottmann.