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eines direkten, entschiedenen, effektiven und wenn möglich dauerhaf-

ten Heilmittels verstehen…

Die Frommen wären immer mehr entrüstet, wenn nicht effektive Maß-

nahmen ergriffen werden derart, dass der Papst seine Souveränität über

alle seine Untertanen ausübt, seine höchste geistliche Jurisdiktion über

die ganze katholische Welt mit jenem Nutzen der Seelen, der stets am

größten ist, wenn das Volk von Rom und vom Kirchenstaat mit allen

christlichen Tugenden alle Nationen erbaut.“

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Offensichtlich ging es auch Pallotti um eine Reform, die jedoch ganz

andere Wurzeln und Ziele hatte als jene, welche den Nationalisten vor-

schwebte. In seinen letzten Lebensmonaten wurde der als konservativer

Jesuitenfreund Verfolgte innerlich hinein getaucht in die tiefsten Ab-

gründe menschlicher Seele. Gerade in der fortwährenden Gefahr des

gewaltsamen Todes erlebte er die Einheit mit Gott so intensiv, dass er

alles in sich sah, alles Gute und alles Schlechte, was immer auch ge-

schah und was an Gutem unterlassen wurde. Bei aller Demut, die ihn

wohl in dieser innigen Gottverbundenheit vor Depression, Stolz und

Leichtfertigkeit schützte, erwartete er Unendliches von Gott. Ihm war

vollkommen klar, dass der Mensch als Bild und Gleichnis Gottes nur

dann in der Lage zu „nachhaltigem“ Handeln war, wenn er seinem We-

sen entsprechend Gott als erstes und wichtigstes Ziel suchte. Nur wenn

der Christ in der Verbundenheit mit der liebend-universalen Hingabe

Jesu stand, wenn dabei sein eigenes Wollen und Tun eher im Verborge-

nen blieb, konnte die Einheit wachsen. Von diesen Einsichten sind

viele der letzten Texte – Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Gebete – aus

den Jahren der Revolution geprägt, nicht zuletzt die Betrachtungen

„Gott, die unendliche Liebe“, welche ja im Versteck, im Irischen Kol-

leg, entstanden.

Dort schreibt er in einem Rückblick auf sein Leben am 12. Mai 1849:

„Du schenkst mir die Gnade, immer im Verborgenen zu handeln und

zu leiden, so dass man es weder in der Zeit noch in der Ewigkeit weiß.

Du schenkst mir die Gnade, wirksam und ewig mitzuwirken an allen

Werken deiner größeren Ehre und des Heils der Seele. Ich darf so mit-

wirken, als ob ich in Fülle seit aller Ewigkeit und in alle Ewigkeit mit-

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A.a.O., 82 f.