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1729 trat in England John Wesley in den „Holy Club“ ein, einer Verei-

nigung junger Männer, die es ernst nahmen mit dem Glauben. Im Jahr

vorher war Wesley nach der Lektüre von Thomas von Kempens

„Nachfolge Christi“ anglikanischer Priester geworden. Die Club-

Mitglieder engagierten sich tagsüber in caritativer Arbeit und lasen

abends gemeinsam im Neuen Testament. Sie pflegten eine peinlich ge-

naue Ordnung für religiöse Übungen und Studien und eine methodisch

geregelte Frömmigkeit und Lebensweise. Deshalb wurden sie von den

Oxforder Studenten scherzhaft „Methodisten“ genannt. Der Name

blieb ihnen haften. Die Mitglieder einte ein stetes Streben nach Heili-

gung. „Seelen zu retten ist mein Beruf, die ganze Welt ist meine Pfar-

rei“, verkündete Wesley. Nachdem Wesley die Anglikanische Kirche

verlassen hatte und keine Priester zur Verfügung hatte, wurde die Lai-

enhilfe systematisch ausgebaut; der Methodismus wurde zu einer gewal-

tigen Laienbewegung. Im 19. Jahrhundert setzte die Bewegung auf das

Europäische Festland über; 1832 erreichte sie Deutschland. Nach Ein-

schätzung von Kirchenhistorikern war Wesley der „protestantische

Ignatius von Loyola“ und wäre vielleicht unter anderen Umständen ein

Ordensstifter oder ein reformatorischer Papst geworden.

1829 wurde in England William Booth geboren. Die missglückte Be-

freiung des „Kleinen Mannes“ nach der französischen Revolution und

der Restauration und die zunehmende soziale Not durch industrielle

Revolution und Kapitalismus veranlasste Booth, sich als methodisti-

scher Laienprediger bei den Armen sozial-missionarisch zu engagieren.

1865 kam er nach London und betrieb Seelsorge im Osten der Stadt,

dem schwersten Seelsorgegebiet der damaligen Welt. Nachdem er die

Methodistische Kirche verlassen hatte, hielt er Gottesdienste im Freien

und in öffentlichen Gebäuden, in einem Tanzsaal, einem Wollspeicher,

einem Pferdestall, einer Schenke, einer Kegelbahn und in einer Hand-

werksstätte. Ab 1868 gab es ein eigenes Missionshaus. Slum-sisters rei-

nigten Armenwohnungen, Drunkards-rescue-Brigaden lasen Betrunke-

ne von der Straße auf, Gefängnisbrigaden kümmerten sich um entlasse-

ne Häftlinge, in Magdalenenheimen kamen gefallene Mädchen unter.

Aus der „Ostlondoner Mission“ wurde die „Christliche Mission“, und