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Ferdinand II. von Sizilien dafür, den aus Rom geflohenen Pius IX. auf-

genommen zu haben.

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Einfache Antworten darauf, wie das, was an Einheitsstreben nationaler

Art in der Luft lag, mit dem Anliegen Pallottis verknüpft werden kann,

wird es nicht geben; Annäherungen vielleicht doch.

Die dringende Notwendigkeit einer Reform

Rom war wie für die moderaten Nationalisten auch für Pallotti zentral

und wichtig. „Er arbeitete, betete und litt für ein Rom, das er nicht

sah.“

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Doch sein Rom war nicht das politische. Er sah Rom und Papst

als Ausgangspunkt und Modell einer weltweiten kirchlichen Reformbe-

wegung. Dies gehörte zu dem Auftrag, dem er mit der Gründung seiner

Vereinigung dienen wollte.

Die revolutionären Wirren und zuletzt das politisch-kirchlich-soziale

Chaos in Rom 1848/49 liefen dem jedoch diametral entgegen. Gioberti

hielt sich im Mai und Juni 1848 in Rom auf. Eine von Vaccari, Mitbru-

der Pallottis, vermittelte Begegnung lehnte dieser entschieden ab.

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Ven-

tura, jetzt mit Leib und Seele bei der Revolution dabei, zeigte sich ent-

täuscht über Pallotti. Dieser habe sich selbst „entwertet“, weil er sich

nicht politisch engagierte. Im August 1848 suchte man vom Quirinal

aus nach Pallotti, er hielt sich zu dieser Zeit in Velletri auf. Später kam

heraus, dass man ihm vorwarf, er habe den Papst davon abgehalten,

den Krieg gegen Österreich zu erklären. Wie viel Wahrheit auch daran

sein mag – Pallotti selbst soll darauf mit den Worten reagiert haben:

„Sie sind gekommen, mich wegen einer Ehre festzunehmen, die ich

nicht habe und wegen einer guten Tat, die ich nicht getan habe.“

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Seine erzwungene „Auszeit“ im irischen Kolleg führte ihn noch tiefer in

eine mystische Gottesbeziehung; zugleich ging es ganz real um Leben

und Tod. Man suchte im Haus nach Revolutionsgegnern und es war

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OOCC XIII, 763-778.

20

E. Martire, Il secolo di Vincenzo Pallotti, in: F. Amoroso, Il beato Vincenzo Pallot-

ti, Rom 1950, 9-58, hier: 54.

21

Vgl. Todisco (s. Anm. 16), 705.

22

Amoroso (s. Anm. 20), zitiert nach Akten des Seligsprechungsprozesses, 277.