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Und auf diese Weise werden nicht nur die Wunden der Kirche verbun-
den. Sie selbst wird wie eine geschmückte Braut, bereit für den Bräuti-
gam, aus der Wüste hervorgehen, mehr und mehr erfüllt mit Freuden-
gaben, sich stützend auf den Geliebten… Und der liebliche Bräutigam
der Kirche wird durch einen unaussprechlichen Austausch von Gnaden
zu ihr herabkommen gleich wie zu seinem Garten. Er wird auf kraftvol-
le Weise seine Linke unter ihr Haupt halten und in größter Freundlich-
keit mit seiner Rechten sie umarmen und ihr sagen: Schön bist du, o
meine Freundin, süß und anmutig wie Jerusalem. Und mit seinem wird
auch euer Herz sich freuen, und eure Freude wird euch niemand neh-
men können. Denn durch die euch innewohnende Gnade wird der
Weinberg des Herrn blühen und eine große Anzahl und Überfülle von
Tugenden wird in Christus Jesus, unserem Herrn, aufkeimen. Ihm sei
die Ehre, das Reich und der Dank für alle Zeiten.“
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Interessanterweise war Macchi Mitglied der heutigen Kleruskongregati-
on, die in damaliger Zeit noch Konzilskongregation hieß. Sie war einge-
richtet worden zur Umsetzung der Dekrete des Trienter Konzils. Viel-
leicht sah Pallotti in dieser Parallele – Neubesinnung der Kirche nach
den Wirren der Reformation und jetzt der Revolution – die Chance
eines kirchlichen und vor allem spirituellen Neubeginns.
Nur wenige Wochen später, es ist der 21.7.1849, datiert ein Brief an
Lambruschini
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, in dem er diesem einen wohl leider verloren gegange-
nen Aktionsplan zukommen lässt. Pallotti schreibt darin, ein römischer
Priester habe ihm den Plan zur Weitergabe übergeben; der Briefschluss
lässt jedoch den Schluss zu, dass der Briefschreiber selbst auch der gei-
stige Vater der beschriebenen Reformmaßnahmen war:
„Im Blick auf die furchtbaren Übel, die wir erlitten und auf das, was uns
noch bevorsteht, wenn nicht entschieden und effektiv Partei ergriffen
wird – jedoch wann? Worauf warten wir? Die Energie, die Behändig-
keit, die unvorstellbare Schnelligkeit und Dreistigkeit, mit der die Söhne
der Finsternis gehandelt haben, fordern und verpflichten die Söhne des
Lichtes, mindestens genauso vorzugehen, um das Gute zu tun. Wer
nicht in der Heiligen Stadt gewesen ist, wird nicht die Notwendigkeit
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A.a.O, 905-907.
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OCL Band VII, 81-83.