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11. Bernardino Fazzini (P. Jan Kupka SAC)
Bernardino Fazzini (1758-1837) war 30 Jahre lang Pallottis Beichtvater
und geistlicher Begleiter. Pallotti legte alle wichtigen Entscheidungen
seines Lebens in seine Hände, und er schätzte ihn sehr.
Bernardino Vincenzo Fazzini wurde als Sohn von Bartolomeo Fazzini
und Anna Bianchini am 6. April 1758 in Rom geboren und in der Pfar-
rei S. Maria in Monticelli getauft. Die Familie Fazzini lebte in der Via di
S. Bartolomeo de’ Vaccinari. 1782 empfing er in der Basilika S.
Giovanni in Laterano die Priesterweihe. 1787 wurde er zum Vikar und
danach zum Pfarrer der Kirche S. Cecilia in Trastevere ernannt. Wäh-
rend der napoleonischen Besetzung Roms wurde er als Pfarrer, der den
Treueid auf den Kaiser verweigerte, aus Rom verbannt. 1814 kehrte er
aus dem Exil zurück. 1825 trat er als Pfarrer der Kirche S. Cecilia in
Trastevere zurück und wurde bis zu seinem Tod 1837 Seelsorger des
Apostolischen Hospizes von S. Michele a Ripa Grande.
Wir haben wenig Informationen über die direkte Zusammenarbeit Ber-
nardino Fazzinis mit Vinzenz Pallotti. Pallottis Beziehung zu ihm war
von ganz anderer Art. Bernardino Fazzini war für Vinzenz der Vater
und Freund seiner Seele. Pallotti wählte ihn im Alter von 12 Jahren als
Beichtvater, und er blieb in seiner geistlichen Begleitung bis zu dessen
Tod 1837. Pallotti ging wenigstens einmal pro Woche in das Pfarrhaus
Fazzinis zum Beichten. Nach der Beichte – so berichten einige Zeugen
– blieb er zum Gebet, und er fiel vor dem Tabernakel nieder, um seine
Buße zu verrichten.
Fazzini verkörperte die priesterliche Spiritualität des 17. Jahrhunderts –
enthaltsam, kämpferisch, die Welt verachtend, asketisch und willens-
stark – mit einer äußerst frommen Haltung. All diese spirituellen Züge
formten irgendwie die geistliche Persönlichkeit Pallottis, der ein Gelüb-
de des Gehorsams gegenüber seinem geistlichen Begleiter ablegte. Die-
se 30 Jahre waren eine Zeit häufiger Treffen und Gespräche, die sicher-
lich nicht ausschließlich geistlicher Art waren. Pallotti selbst spricht
davon, dass er in Fazzini das Beispiel eines eifrigen Priesters gefunden