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seine Oliven. Roberto kann über 350 Liter Öl nur lachen.

Viel mehr trägt er zur Ölmühle. Sein Öl ist köstlich,

seine Pflanzen gesund. Die letzten zwei Jahre fiel die

Ernte aus: ein berüchtigter Schädling hat die Früchte

unbrauchbar gemacht. Es gab keinen Tropfen Öl. Der Li-

terpreis schnellte in die Höhe. Doch Giannito hatte noch

Vorräte, und Roberto ist so reich, dass er zwei verlorene

Erntejahre verschmerzen kann. Und doch….

»Es ist mein Land«, spricht der große Mann stolz. Der

Natur abgerungen, an felsigen, steilen Hügeln in Oliven-

haine verwandelt. Die herrlichen Bäume schimmern

silbrig-grün wie frischer Salbei. Livia sagt: »Roberto

liebt sein Land.«

SCHÜTTELN, SCHLAGEN,

BÜCKEN

M

ein Mann und ich haben in diesem Olivenland vor

fünf Jahren ein kleines Haus gekauft. Mit Blick

aufs Meer und einer herrlichen Sonnenterrasse. Wir sit-

zen im Sommer draußen und essen Salat mit Olivenöl!

ImSeptember beginnt dieWeinlese. Oje, wir haben auch

ein paar Weinstöcke am Haus. Saft, Gelee und roh Na-

schen, bald sind die Trauben weg. Aber das Schlimmste

kommt noch. Als wir im November kommen, ist uns klar:

Oliven! Unser kleines ansteigendes Grundstück hinter

dem Haus ist mit acht Ölbäumen gesegnet. Giannito

leiht uns Netze, Nadeln, den Rohrstock und Säcke. Wir

arbeiten den ganzen Tag. Die Ernte ist 20 Kilo schwer.

Das macht drei Liter Öl… Aber es ist unser eigenes!!!! Wir

lieben unser Öl.

Nun haben wir von Roberto ein Stück Land gekauft, um

darauf einen Autostellplatz zu errichten. Ein Aufgabe,

die eineWasserwaage, Geduld und Rücksicht auf die am

Hang stehenden Ölbäume erfordert. Keiner soll gefällt

werden. Es sind weitere acht Bäume. Oh nein!

Der nächste November kommt. Wir fragen Roberto, ob

er nicht vielleicht… wir haben ja keine Ahnung. Die Bäu-

me müssen geschnitten, gepflegt werden...und dann ab-

geerntet. Bücken, schütteln, Schlagen, Bücken, Säcke...

nee..dazu gehört eben Liebe.Roberto lehnt ab. »Das ist

nicht mehr mein Land!« betont er. »Es ist nun deins«,

erinnert er meinen Mann. Livia nickt. »Er ist Genuese«,

versucht sie eine Erklärung. Was immer das heißenmag.

Vielleicht zeigt er uns, wie man die Bäume schneidet.

Aber nur einmal. Dann müssen wir selbst unser Öl ver-

dienen.

Wir denken eineWeile nach. Dann sind wir uns einig: »Es

ist unser Land! Und unser Öl.« Und die Liebe – die wird

schon noch kommen….

VERA NOVELLI

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