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edet jemand salbungsvoll, dann ist da ein Tick
zu viel. Aber wir erkennen, es will jemand
gut. Salben ist eben etwas Gutes. Das wissen wir
in Zeiten von Wellness-Wochenenden, Beauty-
Salons, Ayurveda-Kuren, Sport-Centern und auch
im Älterwerden. Dass Salben gut tut, wusste man
schon in der Antike. Und das besonders im Mit-
telmeerraum.
H
ierher gehört die Olive. Sie galt
den Menschen als wertvolles Geschenk des Him-
mels. Oliven brauchte/braucht man als Nahrung,
als Stärkungs- und Heilmittel (eben Salbe) und
als Leuchtstoff in den Ampeln. Schon früh hatte
das Öl auch Symbolkraft. Könige und Priester und
Propheten (und heilige, also dem Profanen ent-
zogene Dinge) werden mit besonderem Öl gesalbt
(man denke an David oder Aaron) als Zeichen ih-
rer besonderen Würde und Verantwortung. »Die
Salbung mit Öl versinnbildlicht die Verbindung
mit der göttlichen Lebenskraft und –fülle, weshalb
im Judentum zur Zeit Jesu der von Gott erwartete
Retter als »Gesalbter des Herrn« (Messias, Chris-
tos) bezeichnet wurde.« (M. Kunzler).
Olivenöl + Balsam =
Chrisam
D
as Christentum hat seine Wurzeln im Mittel-
meerraum und im Judentum. Es verwundert
nicht, dass es entsprechende Traditionen aufge-
nommen und mitgenommen hat. Im Neuen Tes-
tament ist von Öl nur im Zusammenhang mit der
Salbung von Kranken die Rede (vgl. Mk 6,13; Lk 10,
34; Jak 5,14). Auch in der Traditio apostolika (einer
Kirchenordnung des frühen 3. Jhd.) wird Öl im Zu-
sammenhang mit Krankheit erwähnt. Ob es sich
dabei schon um das handelt, was wir heute mit
Krankenöl meinen, und das zur Feier der Kran-
kensalbung (auch im Sinne der Sündenvergebung)
gebraucht wird, ist unklar.
D
ie Kirche kennt neben dem Kranken- auch
das Katechumenen-Öl. Das spielte schon früh
in der Taufvorbereitung eine Rolle. Es erinnert
an die Kampfsalbung der Ringkämpfer, wodurch
der Gegner abrutschen sollte. Bedeutsamstes Öl
Uraltes
sprechendes
Erbe
Papst Franziskus während der
Chrisam-Messe im Petersdom 2014
03. 2016
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