der Kirche – seine Weihe ist dem Bischof vorbe-
halten – ist das Chrisam. Zum Olivenöl wird Bal-
sam gegeben. Schon Hippolyt (170 – 235) erwähnt,
dass die Neugetauften mit einem »Öl der Danksa-
gung« gesalbt wurden. Hier ist wohl das Chrisam
gemeint, das im Osten Myron genannt wird. Die-
se Chrisam-Salbung hat sich im Westen gesplit-
tet. Der Christ erhält sie zwei Mal. Aufnahme in
die Kirche, Christwerden geschieht in den drei
Grund-Sakramenten Taufe – Firmung – Eucharis-
tie (Kommunion). In den orthodoxen und orien-
talischen Kirchen ist das bis heute so. Im Westen,
also in der lateinischen Kirche, behielt sich der Bi-
schof als Zeichen der Einheit der Diözese/Ortskir-
che die Firmung vor. Und Kernritus der Firmung
ist die Chrisam-Salbung. Man wollte sie aber nicht
ganz aus der Taufe nehmen. Also erlebt der Christ
sie heute zwei Mal: in Taufe und Firmung als Zei-
chen einer persönlichen Christusbindung (siehe
Seite 14). Der Chrisam gehört auch zur Weihe des
Priesters und des Bischofs sowie zur Altarweihe.
ImWattebausch
und wegewischt
D
ie Chrisam-Salbung ist ein uralter Ritus, der
treu gefeiert wird, aber kaum mit Emotion
oder Feierlichkeit. Wie eingangs angedeutet ist
demmodernen Menschen Öl und Salbe nicht fern.
Aber als religiöses Moment nimmt man das kaum
wahr. Vielleicht auch wegen der Verknappung die-
ses Ritus. Im großen Öl-Gefäß im Dom, über dem
der Bischof in der Chrisam-Messe zusammen mit
seinen Priestern, die wie bei der konzelebrierten
Eucharistiefeier die Hand erheben, mag das Öl
noch »Eindruck« machen. Aber wenn es dann in
kleinen Mengen über die Diözese verteilt ist, wenn
ein paar Tropfen Chrisam (aus praktischen Grün-
den in einem Wattebausch) in einem kleinen Ge-
fäß in einem Sakristeischrank landen, um bei der
Taufe hervorgeholt zu werden, wo und wie erfährt
man da das große Symbol für Christus-Nähe?
Zugegeben, es gibt Pfarrkirchen, die sehr schöne
und wertvolle Chrisam-Gefäße besitzen, manch-
mal sogar sichtbar aufbewahrt in der Nähe des
Taufbeckens. Insgesamt leidet der Ritus aber unter
seiner Reduzierung auf ein kleines Chrisam-Kreuz
auf der Stirn, das (verständlicherweise) sofort wie-
der weggewischt wird.
Lebensduft, der
Leben verheißt
W
er schon einmal eine orthodoxe Kindertaufe
miterlebt hat, weiß, wie schön der Salbungs-
ritus sein kann. Da wird das Baby wirklich mit ei-
ner Menge Öl gesalbt von Kopf bis Fuß. (Zugege-
ben: Katechumenen-Öl wird viel verwendet; mit
dem Myron geht man sparsam um.) Das Myron
des Ostens hat übrigens mehr Ingredienzien als
der Chrisam des Westens. Darum duftet Myron
viel besser und schöner. Hier lässt sich eher an das
Wort des Paulus erinnern, das gerne in diesem Zu-
sammenhang zitiert wird: »Dank sei Gott, der uns
stets im Siegeszug Christi mitführt und durch uns
den Duft der Erkenntnis Christi an allen Orten
verbreitet. Denn wir sind Christi Wohlgeruch…
Lebensduft, der Leben verheißt…« (2 Kor 2, 14ff).
M
an sagt, die Christen der orthodoxen und ori-
entalischen Kirchen hätten in ihrem Alltag
eine nähere Beziehung zum Myron als die Chris-
tendes Westens zum Chrisam. Vieleicht auch we-
gen des Duftes? Es ist wie es ist. Der Ritus hat trotz
allem einen tiefen Inhalt. Über seine Abschaffung
wurde noch nie nachgedacht. (Eher über eine Aus-
weitung im Bereich der Krankenseelsorge, sogar
in den protestantischen Kirchen.) Darum sollte
sich jeder Diakon und Priester, der tauft, um eine
angemessene und sich erschließende Feier dieses
Ritus mühen.
D
enn dahinter steht das Messias-Wort des Jesa-
ja »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der
Herr hat mich gesalbt« (61,1). In diesem Sinn ist die
»Taube« über Jesus zu sehen bei seiner Taufe im
Jordan (vgl. Mk 1,10). So ist die Salbung bei Taufe,
Firmung, Weihe »Ausdruckshandlung für die Be-
gabung mit demGeist Gottes, der in den Gesalbten
so eindringt wie das auf ihn aufgetragene Öl« (M.
Kunzler).
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