Auf dem Weg zur Krippe

1 Du darfst springen und tanzen, Gotteskind Als ich sie das erste Mal im Arm hielt, hatte ich kein anderes Wort für sie als „Wunder“. Ein kleiner Mensch, wenige Tage alt und so vollkommen. Ihr Herzchen pocht in der kleinen Brust wie eine Taube in der Hand. Ein kleines menschliches Wesen, durchdacht bis in die kleinste Zelle, stark und ohnmächtig zugleich. Ihr Leben hängt ab von der Liebe. Bald macht sie die riesigen Augen auf und blickt umher: erstaunt, grenzenloses Vertrauen. Keine Angst, kein Zweifel, dass die Geborgenheit und Sicherheit des Augenblicks schwinden könnten. Was für ein Wunder! Was für ein Abbild der Liebe! Ein Mensch, neu geboren, zart und klein und doch schon vollkommen. Von Gott geliebt. Was für eine Würde. Von Anfang an. Sie hat Wangen wie verblassendes Abendrot. Die bläulichen Augenlider flattern wie Schmetterlinge. Das Näschen ist wie aus rosa Porzellan, die winzigen Ohrmuscheln wie aus Wachs. Ihre Lippen gleichen einer kleinen Rosenknospe am Morgen. Die makellosen Händchen scheinen aus Marmor gemeißelt. Sie ist ein Wunder der Schöpfung: Juliane, meine erste Enkelin! 4

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