Pallottis Werk 2021 / 1

4 PALLOTTIS WERK // 2021-01 PALLOTTINER VOR ORT Eine Schule imWandel der Zeit Die Pallottiner in Rheinbach: von 1935 bis 2021 85 Jahre Pallottiner in Rheinbach bedeutet vor allem 85 Jahre pallottinische Bildungsarbeit. Mit der Profanierung der Pal- lotti-Kirche am 6. Februar 2021 ist diese Geschichte zu Ende gegangen. Pater Alexander Holzbach, selbst Schüler am VPK, fasst sie zusammen: Seit die in Rom entstandene Gemein- schaft der Pallottiner 1890 die katho- lische Mission in der Kolonie Kamerun übernommen hatte, boomte der Nach- wuchs in Deutschland. Immer neu wur- den Nachwuchsschulen gegründet. 1914 machte der damalige Bürgermeis- ter von Rheinbach, Karl Commeßmann, auf seine Stadt als Schulstandort für die Pallottiner aufmerksam. Aber erst 1935 wurde dieses Ansinnen Wirklichkeit. Zwischen 1923 und 1930 hatte man be- reits andernorts sieben Konvikte über- nommen. Das Erzbistum Köln wollte sein Kon- vikt »Collegium Hermannianum« veräu- ßern und verkaufte es den Pallottinern. So kamen im Januar 1935 zwei Patres und sechs Brüder nach Rheinbach und übernahmen das Konvikt, das damals 88 Schüler zählte. Dernbacher Schwes- tern, dann Schönstatt-Schwestern lei- teten die Küche. Da das Gebäude auf 160 Schüler ausgelegt war, nutze die Gemeinschaft die leerstehenden Räu- me für die philosophische Ausbildung ihrer Studenten, da die Häuser in Olpe und Limburg aus allen Nähten platzten. Von 1935 bis 1937 beherbergte das Her- mann-Josef-Kolleg, wie es jetzt genannt wurde, 115 Studenten. Auf Druck des NS-Regimes musste die Philosophische Hochschule geschlossen werden. Es ge- lang, das Internat bis 1944 zu erhalten. Im Schuljahr 1939/40 zählte man 160 Schüler. Marienkapelle auf dem Trümmerberg Die Bombardierungen Rheinbachs zum Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten auch Teile des Hermann-Josef-Kollegs. Die Trümmer wurden später zu einem Hügel aufgeschüttet, auf dem 1949/50 die Marienkapelle erbaut wurde. Der Wiederbeginn nach dem Krieg brachte bedeutende Veränderungen mit sich: Die Hochschule der Pallottiner wurde von Limburg nach Vallendar ver- legt, die dortige Nachwuchsschule nach Rheinbach in das Hermann-Josef-Kol- leg. Das bestehende Konvikt zog in das ehemalige Finanzamt an der damaligen Tomburger Straße, wo es als »Konvikt St. Albert« bis 1967 bestand. Die Schü- ler, die keinem Berufsziel verpflichtet waren, besuchten das Städtische Gym- nasium. Das Hermann-Josef-Kolleg war nun of- fiziell Nachwuchsschule der Pallottiner und wurde nach und nach schulisch und gebäudlich ausgebaut. Die staatliche Anerkennung erhielt es 1961. Nach der Heiligsprechung Vinzenz Pallottis 1963 wurde die »Konviktsgasse« in »Pallotti- straße« umbenannt. Das galt als Wert- schätzung der Stadt den Pallottinern gegenüber, gab es doch damals noch das Verbot der Stadt, Rheinbacher Schü- ler aufzunehmen, weil man Nachteile für das Städtische Gymnasium befürch- tete. In der Tat besuchten bis Ende der 1960er Jahre ausschließlich Internats- schüler das Gymnasium des Kollegs, das ab 1965 mit der endgültigen staat- lichen Anerkennung »Vinzenz-Pallotti- Der Kirchturm der Pallotti-Kirche Der Eingang zum Vinzenz-Pallotti-Kolleg

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