Pallottis Werk 2020 / 4

4 PALLOTTIS WERK // 2020-04 PALLOTTINER VOR ORT Kemper-Orgel erklingt bald im Kosovo Pallottiner verabschieden sich aus Rheinbach Ein wertvolles Element der Pallottikirche in Rheinbach wird nun eine weite Reise antreten: Die Kemper-Orgel aus Lübeck, die links neben der Altarzone ihren Platz hatte, wird künftig im Kosovo erklingen. Damit klingt auch der Abschied unserer Gemeinschaft aus Rheinbach an. Nachdem die Provinzversammlung be- schlossen hatte, die Kommunität in Rheinbach aufzugeben, sind Schule und Internat, das so sogenannte Vinzenz- Pallotti-Kolleg, schon geschlossen und zum Teil abgerissen worden. Nun sollen auch Kirche und Haupthaus abgegeben werden. Der erste Schritt dazu ist die Schenkung der Orgel sowie der Kirchen- bänke an den Bischof von Prizren-Pristi- na, Dodë Gjergji. Kreuz und Tabernakel werden nach Nigeria gegeben, wo ein pallottinisches Jugendzentrum entste- hen soll. Das Instrument begleitet weiter Gottesdienste Der Wunsch der Provinzleitung sei es ge- wesen, dass die Orgel weiterhin Gottes- dienste begleiten dürfte, sagt Provinz- ökonom Pater Rainer Schneiders, der sich daher darüber freut, dass Bischof Gjergji das Instrument in seinen Dom holt. Die Orgel wurde seinerzeit in zwei Bauabschnitten gebaut: 1971/72 das erste und zweite Manual durch die Fir- ma Kemper und Sohn und 1984 das drit- te Manual durch die Firma Hugo Mayer, Heusweiler. Die Abgabe der Orgel ist der erste Schritt auf dem Weg zur Profanierung der Kir- che, die für den 6. Februar 2021 geplant ist. Im Rahmen eines solchen Gottes- dienstes werden die Reliquien und das Allerheiligste aus der Kirche entfernt und das Ewige Licht gelöscht. »Wir wissen, dass der Verkauf eines Are- als mit so einer Geschichte wie des Vin- zenz-Pallotti-Kollegs immer eine sensib- le und auch emotionale Angelegenheit ist«, sagt Missionssekretär Pater Markus Hau. Mit so einem Gebäude seien nicht nur ökonomische Werte, sondern auch emotionale Werte verknüpft, es gehe um Geschichte, um Geschichten und um Le- bensgeschichten. Allerdings sei es auch die Aufgabe der Gemeinschaft, die Mit- brüder in Rheinbach, die teilweise über 80 Jahre alt sind, an ihren Alterssitz zu übersiedeln und gleichzeitig die Provinz insgesamt in die Zukunft zu führen. Der Erlös aus dem Verkauf des Pallotti-Are- als wird daher sowohl für die Altersvor- sorge der Mitbrüder als auch für den Bau des Jugendzentrums in Nigeria ver- wendet. Auf dem Gelände selbst werden moderne und bezahlbare Wohnungen gebaut. »Es fällt uns schwer, aus Rhein- bach wegzugehen«, sagt P. Hau »aber junge Mitbrüder, die Jungendarbeit neu aufbauen können, finden wir zurzeit nicht in Deutschland, sondern in Afrika!« Die Geschichte der Pallottiner in Rheinbach Die Schule geht auf die Gründung der Pallottiner auf deutschem Boden in Lim- burg zurück. Dort wurden ab 1892 Schü- ler auf das Priestertum vorbereitet. Im Gründungsjahr 1893 kamen 16 Schüler von Limburg nach Ehrenbreitstein. 1901 wurde diese nach Vallendar verlegt, wo dann das Studienheim Schönstatt ent- stand. Am 15. November 1938 siedel- ten 98 Schüler aus dem Studienheim Schönstatt nach Rheinbach über. Von 1892 bis 1946 gingen 365 Priester aus der Schule hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb der Schule in Rheinbach wieder in Gang gesetzt. In besten Zeiten wurden an der Pallotti- straße 1 bis zu 800 Schüler unterrichtet. Am 22. Januar 1971, am Fest des Hei- ligen Vinzenz Pallotti, vollzog Weihbi- schof Hubert Luthe aus Köln die Weihe der Kirche des Vinzenz-Pallotti-Kollegs und des Altares. Ein Jahr später, am 22. Januar 1972, wurde der Kirche mit der Kemper-Orgel die Königin der Inst- rumente geschenkt, die jetzt im Kosovo wiederaufgebaut wird. as Die Kemper-Orgel in der Pallottikirche in Limburg kommt nach Pristina. Der Tabernakel wird in Nigeria wieder aufgebaut.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY4MzQ=