Pallottis Werk 2020 / 4

PALLOTTIS WERK // 2020-04 3 PALLOTTINER VOR ORT »Wir müssen eine Kirche der Schürze sein« Frater Marcus Grabisch SAC vomAugsburger Bischof zum Diakon geweiht Es ist der wichtige Schritt auf dem Weg zum Priestertum: die Weihe zum Diakon. Frater Marcus Grabisch SAC hat diese Weihe vom Augsburger Bischof Bertram am Erntedank-Tag in der Pfarrkirche St. Jakob in Friedberg erhalten. Und der Bischof betonte dabei: Es geht um den Dienst am Menschen. Einen Tag zuvor hat Marcus Grabisch seine ewige Profess in der Gemeinschaft der Pallottiner abgelegt. Mit feierlichen Worten legte Frater Mar- cus Grabisch sein Weiheversprechen ab, zog die Stola und das Diakonengewand an und übernahm so die Fürsorge für die Armen und Kranken, die Trauernden und Suchenden. Damit hat er in seinen »kirchlichen Fahrtenschreiber«, wie Bi- schof Bertram es formulierte, eine wei- tere Etappe auf dem Weg zum Priester eingetragen. Der Bischof schrieb ihm aber dabei auch ins Stammbuch, das Di- akonat nicht nur als Durchgangsstation, sondern es in allen Ämtern als »basso continuo« im Dienst am Menschen zu sehen. Doch was bedeutet es überhaupt, Diakon zu sein? Die Szene der Fußwa- schung im Evangelium nahm der Bi- schof als Anlass, um zu zeigen, worauf es Jesus ankam: Der Herr der Kirche habe in diesem Augenblick im Johan- nesevangelium gezeigt, dass er Sklaven- dienste übernehme. »Er band sich die Schürze um«, zitierte der Bischof und schlussfolgerte: Wenn Jesus seine erste Messe im »Arbeitskittel«, in der Schürze feierte, dann sei die Schürze das erste Kleidungsstück, das Jesus eingeführt habe, und dann müssen wir eine »Kirche der Schürze« sein. Die Fußwaschung als Zeichen der Liebe und Hingabe Jesus habe keine Stola gekannt und auch kein anderes Textil eingeführt. Nur die Schürze habe er sich vor der Fußwaschung umgebunden. Und diese Fußwaschung, die bei Johannes statt dem Brotbrechen erzählt wird, sei das Zeichen der Liebe und Hingabe, die sich am Kreuz ganz verströme. In Rom sei durch Papst Franziskus die Kirche der Schürze am Werk, versicher- te der Augsburger Bischof. Er sei der Papst, der an die Ränder gehe und den Gefangenen die Füße wasche. Dem jun- gen Diakon Marcus Grabisch gab der Bischof daher mit auf den Weg: »Was immer an Weihen, Ämtern und Aufträ- gen auf Sie zukommen mag, vergessen Sie die Schürze nicht.« Einen Tag zuvor hatte der 32-Jährige in der Pallottikirche Friedberg das endgül- tige Ja zur Gemeinschaft der Pallottiner gesprochen. In seiner Predigt fragte Provinzial Pater Helmut Scharler: »Was ist das geweihte Leben?« Seine ganz- heitliche Antwort: Stellvertretend und sozusagen in Arbeitsteilung mit der Welt brauche es Menschen, die der anderen Dimension des Lebens besondere Auf- merksamkeit schenken. Die Weihe be- deute eine Erinnerung, dass die Welt mehr ist, dass nicht alles Zufall ist, dass das Leben einen Sinn ergibt. Die Weihe, so Scharler, sei daher ein »Dienst der Erinnerung«, ein prophetischer Dienst, der das Gottesgerücht, wie der Pastoral- theologe Paul Zulehner es formulierte, in der Welt hält. Und so legte sich Frater Marcus Grabisch unter Anrufung der Heiligen auf den Boden, sprach das Weihege- bet, entzündete seine Professkerze und nahm seine Professurkunde entgegen. »Es ist der fröhlichste Tag, den eine Ge- meinschaft feiern kann«, sagte Provin- zial Pater Scharler. Alexander Schweda Marcus Grabisch bei seiner Diakonenweihe in Friedberg.

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