Auf dem Weg zur Krippe

Jetzt aber, Juliane, du kleine Prinzessin, will ich dir noch etwas wünschen. Ich wünsche dir Eltern, die dich beschützen. Sie sollen auf dich schauen, wenn du die ersten Schritte machst, und ihre Arme sollen immer für dich offen sein. Ich wünsche dir Eltern, die an dich glauben, die nicht das Scheitern, sondern immer erst die tausend Möglichkeiten in dir sehen, die dein Herz, dein Verstand und deine große Seele bereithalten. Ich wünsche dir Eltern, die dir nicht die Kindheit rauben durch Egoismus und Achtlosigkeit. Sie sollen dich vor dem Grauen, das es tatsächlich gibt, schützen. Ja, sie sollen dir verbieten, das Grauen anzuschauen. Du darfst, solange du an Feen, Elfen, Zauberschlösser und endlose Liebe, an die Guten und das Christkind glaubst, niemals das Grauen in dieser Welt sehen. Sie sollen deine Augen und deine Seele bedecken, wenn das Grauen sichtbar wird. Ich wünsche dir Eltern, die dich loslassen können, wenn du deine Flügel ausbreitest. Ich wünsche dir starke Wurzeln, aber noch stärkere Flügel, damit du dahin fliegen kannst, wohin deine Bestimmung dich weist. Vergiss nicht, dass du Gottes Kind bist, eines Gottes, der auch Mensch und Kind ist, und der dich stark macht wie einen Adler. Es wird der Tag kommen, da bist du kein tollpatschiges Menschenkind mehr, sondern groß und bereit für das Leben, das – trotz allem – wunderschön ist. Vera Novelli 7

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