Pallottis Werk 2025 / 2

8 PALLOTTINER BUNT & BEWEGT Sie predigte vor einem Millionenpublikum Lissy Eicherts »Wort zum Sonntag« hatte viele Fans auch bei Berliner Obdachlosen und sogar in Brasilien »Kommen Sie gut durch die Nacht.« So lautete Lissy Eicherts letzter Gruß nach 68 Folgen »Wort zum Sonntag«. Fast ein Jahrzehnt lang hatte die Berliner Theologin und Pastoralreferentin einem MillionenPublikum in der ARD die Frohe Botschaft verkündet – und blieb dabei ganz bodenständig. Ihr Abschied von einer der ältesten deutschen Fernsehsendungen verlief allerdings anders als geplant. Lissy Eichert arbeitet in der Kirchengemeinde St. Christophorus in Berlin-Neukölln, einer Kirche im sozialen Brennpunkt. Dort wirkt das Mitglied der Pallottiner-Unio zusammen mit ihrem Mitbruder Pallottinerpater Kalle Lenz als Seelsorgeteam. Gemeinsam mit der Gemeinde kümmern sie sich auch um Geflüchtete, Arme und Bedürftige. Dieses Engagement hatte sich im Erzbistum Berlin herumgesprochen. Von dort kam 2013 die Anfrage an Lissy Eichert, ob sie am Samstagabend das »Wort zum Sonntag« im Ersten sprechen könnte. Zunächst habe sie sich mit Händen und Füßen gewehrt. Doch sie blieb auch nach einem Casting erste Wahl. Als sie im Gebet die Worte des Psalm 40 ansprangen: »Du wirst verkündigen vor großer Gemeinde«, bekam sie dann auch noch grünes Licht von oben. 2015 war ihre Fernsehpremiere. Dabei sprach sie über die Kirchenreformerin Teresa von Avila. Es ging um das Gebet der Heiligen als »Quatschen mit Gott wie mit einem guten Freund«. Auch die Pastoralreferentin hat sich vorgenommen, »mit dem lieben Gott auf Du und Du durch das Leben zu gehen.« Und so fragte sie sich: »Was möchte Gott durch mich in diesen vier Minuten sagen?« Denn mehr Zeit blieb ihr nicht. Obwohl Lissy Eichert auch gerne predigt. »… und das locker 20 Minuten lang!« Allerdings ist das »Wort zum Sonntag« strenggenommen keine Predigt, sondern bietet eine Perspektive aus dem Glauben zu aktuellen Themen an. Viel Teamwork für vier Minuten Wie viel Aufwand in den schnell versendeten vier Minuten steckt, ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar. Zwei Wochen vor Sendetermin ging es jeweils bei einem Waldspaziergang an einem freien Tag um die Themenfindung. Lissy Eichert hat da auch immer die Pallottinische Gemeinschaft Berlin einbezogen. Vom Erzbistum wurde sie kompetent von zwei Redakteuren begleitet. Mehrfach wurde der Textentwurf abgestimmt und auf Sendelänge gekürzt. An der abschließenden Aufzeichnung im Sender des rbb waren 15 bis 20 Leute beteiligt. Bis zuletzt wurde um Worte gerungen. Wichtig war es Lissy Eichert gerade in diesen unruhigen Zeiten, über die gute und hoffnungsvolle Botschaft von der Liebe Gottes zu sprechen. Ihre größten Fans waren Obdachlose und Bedürftige aus Berlin-Neukölln. Ihr Brief an Wladimir Putin Zwischendurch war sie mal eine kleine Berühmtheit. 2022 las sie einen fiktiven Brief an den »sehr geehrten Bruder Wladimir Putin« vor, weil der russische Präsident orthodoxer Christ ist. Ihr Appell lautete: »Stoppen Sie den Krieg.« Dieses »Wort zum Sonntag« wurde dann sogar im brasilianischen Fernsehen gezeigt. Es war die eigene Entscheidung von Lissy Eichert, sich als »Wort zum Sonntag«-Sprecherin zu verabschieden. »Nach fast zehn Jahren war es ein guter Zeitpunkt«, sagt sie. Ihr Abschied fiel allerdings anders aus als geplant. Die Aufzeichnung für ihre letzte Sendung mit dem adventlichen Titel »Oh Du Fröhliche!« war bereits fertiggestellt. Dann passierte der Anschlag in Magdeburg. Auf die Schnelle musste ein neues »Wort zum Sonntag« aufgenommen werden. Die zentrale Botschaft von Lissy Eichert lautete: »Der Angst nicht das Feld überlassen.« Andreas Schmidt Der Text wurde für »Pallottis Werk« gekürzt, das Porträt von Lissy Eichert in voller Länge finden Sie auf unserer Website: Die Theologin und Pastoralreferentin Lissy Eichert aus Berlin-Neukölln war fast zehn Jahre eines der Gesichter des »Wortes zum Sonntag«. © Ben Knabe

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