PALLOTTINER WO WIR WIRKEN 4 »Wo Not ist, da helfen wir« Der Fall Goma könnte eine der schlimmsten humanitären Krisen in Afrika auslösen, mittendrin: Pallottinerinnen und Pallottiner. Sie trotzen der gefährlichen Lage und wollen unterstützen, statt fliehen. Doch für ihre Mission sind sie auf Spenden angewiesen. Gleich mehrere Hilferufe haben Missionssekretär Pater Reinhold Maise in Friedberg erreicht. Mit Hilferufen hat Missionssekretär Reinhold Maise häufiger zu tun, selten sind sie so dramatisch wie das, was gerade aus dem Kongo kommt. Seit mehr als zehn Jahren gibt es dort militärische Auseinandersetzungen zwischen der sogenannten Rebellengruppe »M23« und der kongolesischen Zentralregierung. Die Situation hat sich nun zugespitzt. Im Januar wurde die Provinzhauptstadt Goma von den Rebellen eingenommen, ausgerechnet dort arbeiten Pallottinerinnen in einem Krankenhaus. Sie schildern ihre Erlebnisse in einem Schreiben: »Vom 15. bis 27. Januar 2025 waren Schüsse und Bomben zu hören. Einige Schwestern haben vergessen zu schlafen, und die Angst war groß. Wir danken Gott für den Mut, den er den Pallottinerinnen geschenkt hat, damit sie weiterhin für unsere Patienten im Krankenhaus da sind. Wegen der Angst waren die Entbindungsstationen stark ausgelastet und viele Neugeborene wurden geboren«, heißt es weiter. Als sich die Situation verschlimmerte, konnte niemand mehr das Krankenhaus verlassen. »Wir blieben alle über Nacht am 27. Januar, Personal und Schwestern.« Die Pallottinerinnen mussten später auch aus ihrem Haus im Stadtteil Keshero fliehen, weil Soldaten in ihr Gelände eingedrungen waren und es zu Schusswechseln kam. Sie suchten im Haus der Pallottiner Schutz, doch Soldaten suchten dort ebenfalls nach einem Versteck. »Es war beängstigend«, heißt es in dem Schreiben weiter. Später fiel der Strom aus, ein Generator half, Wasser aus dem benachbarten Kivu-See in das Krankenhaus zu pumpen. »Wir hatten alle Möglichkeiten zu fliehen, doch wir sind als Missionare auch berufen in unruhigen Gebieten zu arbeiten« Die gefährliche Stadt zu verlassen sei trotzdem keine Option. »Wir hatten alle Möglichkeiten, aus Goma zu fliehen, aber wir erinnerten uns daran, dass wir Missionare sind, die auch dazu berufen sind, in unruhigen Gebieten zu arbeiten. Dieser Missionsgeist war für uns eine Inspiration zu bleiben«, schreiben die Schwestern tapfer. Auch die Generaloberin der Pallottinerinnen, Sr. Josephina D’Souza, berichtet, dass sie mit der Provinzoberin, Sr.Angeline Kambugu in Ruanda in Kontakt ist und diese die schlimmen Ereignisse bestätigt hat. Die Entscheidung der Schwestern zu bleiben, habe sie mit Respekt und Bewunderung akzeptiert. Sie bittet ebenso um Hilfe. »In diesen schmerzlichen Situationen leiden unschuldige Menschen und ganze Familien suchen Hilfe, auch die Familien unserer Schwestern«, so die Generaloberin. POLITISCHE LAGE Die Rebellengruppe »M23« kämpft im Osten des Kongo seit mehr als zehn Jahren gegen die Zentralregierung. Es geht unter anderem um Rohstoffe wie Gold und Coltan. Seit der Übernahme der Stadt Goma durch die M23 spitzt sich die Lage zu, die Versorgungswege sind abgeschnitten, Hunderttausende sind auf der Flucht, die Krankenhäuser überlaufen. Peter Musoko, Landesdirektor des Welternährungsprogrammes der Vereinten Nationen, warnt: »Der Fall Goma könnte eine der schlimmsten humanitären Krisen« in Afrika auslösen. Pater Maise prüft die Hilferufe an seinem Schreibtisch im Provinzialat
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