Pallottis Werk 2023 / 1

PALLOTTINER AKTUELL 12 Er hatte keine Berührungsängste 60 Jahre nach der Heiligsprechung erklärt eine Theologin, wie viel uns Vinzenz Pallotti heute zu sagen hat Es war ein Zeichen des Aufbruchs, als Vinzenz Pallotti am 20. Januar 1963 in Rom mitten während des II. Vatikanischen Konzils heiliggesprochen wurde. Papst Johannes XXIII. hatte die Kirche zur Verheutigung (aggiornamento) aufgerufen. Dazu passte es, dass Vinzenz Pallotti, der das Apostolat aller Getauften gepredigt hatte, als Vorbild herausgehoben wurde. Zum Jubiläum 60 Jahre nach der Heiligsprechung hat sich die Wiener Theologin Brigitte Proksch UAC im Auftrag der Pallottiner ausgiebig mit dem »Phänomen Heiligkeit« auseinandergesetzt. Die Österreicherin ist neue Leiterin des »Zentrum für Spiritualität – Pallotti Institut« an der Vinzenz Pallotti University (VPU) in Vallendar. Heiligkeit ist für Brigitte Proksch dabei keineswegs ein Thema von gestern. »In der säkularen Gegenwart in unseren Breiten gibt es – vielleicht überraschenderweise – eine ungebrochen große Sehnsucht nach dem Heiligen«, sagt die Theologin. Ein spannendes Thema ist für sie dabei die Ambivalenz des Heiligen. Eine sogenannte »Heiligsprechung« werde im alltäglichen Verständnis oft zuerst als moralische Qualität gedeutet, selbst, wenn das theologisch betrachtet, nicht so ist. Heiligkeit kann aus Sicht Pallottis zutiefst menschlich sein, wie Theologin Proksch erklärt: »In den Schriften Pallottis spiegelt sich seine Überzeugung, dass der Mensch als Bild Gottes an den Attributen und Wesenszügen Gottes teilhat, also seinem Wesen nach heilig ist, heilig durch Teilhabe am Leben Gottes. Diese seinshafte Heiligkeit ist jeder moralischen vorgeordnet.« Das Heilige macht es uns Menschen in der Gegenwart allerdings nicht immer leicht. Das »Phänomen Heiligkeit« stehe in mancherlei Hinsicht zwischen Sehnsüchten und Projektionen, kann missverstanden, sogar missbraucht werden, so Brigitte Proksch. Die Wienerin Brigitte Proksch ist neue Leiterin des »Zentrum für Spiritualität – Pallotti Institut« und hat sich mit dem »Phänomen Heiligkeit« auseinandergesetzt. Vielfalt nahm er bewusst wahr Die Heiligsprechung Vinzenz Pallottis wiederum bietet die Möglichkeit, den Blick hinaus in die Welt zu weiten. Dies passt zur Interkulturalität als neuen Schwerpunkt der Pallottiner, der auch an der Vinzenz Pallotti University in Vallendar (VPU) eine wichtige Rolle spielen soll. An der VPU begleitet Brigitte Proksch den Prozess dieser neuen Schwerpunktsetzung gemeinsam mit Prof. Peter Ramers. Bei dieser Thematik könne man sich – so Proksch – durchaus auf Pallotti berufen, obwohl er selbst nie weit über seine Heimatstadt Rom hinausgekommen ist: »Interkulturalität hängt mit Inkulturation zusammen: Christlicher Glaube ist so unfassbar vielgestaltig, dass man kaum Überblick gewinnen kann – sei es innerhalb der katholischen Kirche vor Ort und weltweit, sei es innerhalb der christlichen Ökumene. Mit Ökumene hatte Pallotti noch nichts zu tun. Die Vielfalt innerhalb der katholischen Kirche nahm er in Rom bewusst wahr und förderte unter den Studenten verschiedener kathoDie Wiener Theologin Brigitte Proksch UAC ist seit Sommer 2022 die neue Leiterin des Pallotti-Instituts. Dieses heißt nun »Zentrum für Spiritualität – Pallotti Institut«. Eine online-Schiene an Vorträgen, Workshops und anderen Angeboten wird gerade entwickelt. Geplant sind themenzentrierte Studientage und Publikationen. Neu sind die »Pallotti-Abende«, Online-Gespräche, die zwei Pallottiner oder auch andere Pallotti-Freunde miteinander führen, um ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit Pallotti zu erzählen. Einmal im Jahr werden künftig Pallotti-Exerzitien angeboten als Anleitung zum kontemplativen Gebet mit Impulsen aus der Spiritualität Pallottis. Vorbereitet wird auch ein online-newsletter. Anmeldungen dafür per E-Mail an Proksch@pallottiner.org ZENTRUM FÜR SPIRITUALITÄT – PALLOTTI-INSTITUT

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