Pallottis Werk 2022 / 3

PALLOTTINER AKTUELL 4 Die Öffnung zur Vielfalt ist sein Vermächtnis Die Begegnung mit anderen Kulturen hat Helmut Scharler als Provinzial verändert Nach fast zehn Jahren als Provinzial und drei Jahren als Vizeprovinzial verabschiedet sich P. Helmut Scharler aus der Provinzleitung. Der ausgebildete Psychotherapeut möchte sich wieder gerne ganz der Begleitung von Menschen widmen, wird es aber weiterhin nur reduziert tun können. Nach der Übergabe Anfang August steht für ihn jetzt wahrscheinlich ein Wechsel an die Hochschule an, die unter seiner Ägide eine neue Ausrichtung erfahren hat – hin zur Interkulturalität. Zwei große Linien erkennt der gebürtige Österreicher in seiner Amtszeit: Zum einen die Konsolidierung der Provinz mit immer weniger werdenden Mitbrüdern und vielen Häusern. Zum anderen die Begegnung mit anderen Kulturen in Afrika und Indien und die daraus erwachsenden neuen Perspektiven. »Das ist etwas, was mein Denken verändert hat«, sagt Scharler. Dies begann für ihn, als er als Vizeprovinzial die Mitbrüder in Südafrika besuchte. »Als ich ankam, ist es passiert«, erinnert sich Scharler. Das Thema Interkulturalität war für ihn eine Art Liebe auf den ersten Blick. Behutsamkeit auf beiden Seiten Das wichtigste Element der Interkulturalität ist für P. Scharler die Begegnung. Da brauche es Behutsamkeit auf beiden Seiten. »Für mich galt es zu lernen, nicht von Deutschland aus den Afrikanern oder Indern zu sagen, wie man es macht«, so Scharler. Auf der anderen Seite habe er Verständnis für die deutschen Mitbrüder, die mitansehen müssen, »dass wir immer weniger eigene Leute haben und die Öffnung zu einem anderen Kontinent kritisch sehen«. Aber Scharler findet: »Entweder wir begraben uns und verkaufen alles. Oder wir öffnen uns für andere Gedanken.« P. Helmut Scharler ist wichtig, dass es ihm dabei nicht vorrangig darum geht, das eigene Aussterben zu verhindern. Der Grund sei vielmehr ein spiritueller: »Weitung und Verschiedenheit dürfen Eingang in unsere Gemeinschaft finden. Wir lernen, die Schönheit und dynamische Kraft anderer Traditionen zu schätzen und uns von ihnen inspirieren zu lassen.« Das empfindet P. Scharler auch als sein eigentliches Vermächtnis. Nun müsse diese Entwicklung alltagstauglich werden. Denken abseits des Mainstreams Ein weiterer Schwerpunkt Scharlers bleibt die Vinzenz Pallotti University (VPU) : »Es ist wichtig, einen Ort zu haben, wo das Denken erlaubt ist, wo wir Themen setzen dürfen und abseits des Mainstreams nachdenken, forschen und lehren dürfen,« sagt er. Was den Psychotherapeuten sehr beschäftigt, ist der heutige Mensch und dessen Fragen. Scharler wünscht sich eine Theologie und Spiritualität, die theoretische und praktische Antworten gibt auf Fragen wie, »ob es einen Unterschied macht, ob ich bete oder nicht, ob ich Zugang zur geistigen Welt habe, ob ich an Gott glaube oder nicht.« Ausführliche Interviews lesen Sie auf www.pallottiner.org Alexander Schweda GRUSS ZUM ABSCHIED Liebe Leserinnen und Leser von Pallottis Werk, mehr als neun Jahre habe ich Sie mit dem Grußwort in dieser Zeitschrift begleiten dürfen, und Sie haben mich begleitet. Jetzt werde ich mich in unserer Gemeinschaft einer anderen Aufgabe öffnen. Und diese Öffnung ist es auch, auf die es mir im geistlichen Leben vor allem ankommt und mir ein Herzensanliegen ist: Grenzen zwischen Menschen aufzuheben und Gemeinschaft zu stiften. Wenn Gott dreifaltig ist, dann ist er in sich Gemeinschaft und Austausch. Diese Gemeinschaft immer wieder zu erfahren, das wünsche ich Ihnen auf Ihrem weiteren Lebensweg – das wünsche ich auch mir, und vielleicht begegnen wir uns auf andere Weise wieder bei uns Pallottinern. Ihr P. Helmut Scharler Pater Helmut Scharler verabschiedet sich als Provinzial.

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