Pallottis Werk 2021 / 2

PALLOTTIS WERK // 2021-02 3 PALLOTTINER AKTUELL Aus Bruchstücken wird Licht Hunderte schickten den PallottinernWachsreste für eine besondere Osterkerze Es war ein langer Prozess, bis die Auferstehungskerze aus Wachsresten in der Osternacht in der Friedberger Pallotti-Kirche entzündet war. »Diese Kerze hat mich besonders berührt«, sagte Zelebrant, Vizeprovinzial Pater Michael Pfenning. Sichtbar seien in ihr die Wunden und Bruchstellen der Menschen, die die Wachsstücke als Symbol für Dunkles in ihrem Leben an die Pallottiner geschickt hatten. Waschkörbeweise stapelten sich Ker- zenreste bei den Pallottinern. Per Post kamen Pakete mit den Wachstückchen an, oder Menschen legten sie eigenhän- dig in die Schale im Vorraum der Pallotti- Kirche in Friedberg. Mit ihnen verbunden war die Hoffnung auf Erlösung von Dunk- lem und Unerlöstem. Als Symbol dafür formte Missionssekretär Pater Markus Hau daraus die neue Osterkerze der Pallottiner. Am Ende waren sechs Körbe voller Wachsstücke eingesammelt. Mit ihnen sind auch alle Anliegen, die damit verbunden wurden, bei den Pallottinern angekommen, versichert Pater Hau, der die Aktion in der Fastenzeit initiiert hat. Alle Briefe gelesen Pater Hau hat alle mitgeschickten Brie- fe gelesen, zum Teil schriftlich beant- wortet und manche Menschen auch zurückgerufen. »Wir haben alle Anliegen mit ins Gebet genommen«, sagt Pater Hau und erzählt von Themen wie Trauer, Schuld, Lebensnöten, Lebensschick- salen, Fluchtgeschichten und Dunkel- heiten, die in den Briefen aufschienen. Manche Personen haben auch bewusst Traukerzen oder Taufkerzen mit einem Gebet verknüpft und an die Pallottiner geschickt. Bei der Friedberger Künstlerin Isolde Heumann wurden die Reste Schicht für Schicht in ein Rohr gefüllt und mit Flüs- sigwachs übergossen. Wiederum ein symbolischer Akt. Denn auch die Bruch- stücke des Lebens lassen sich nicht einfach wieder zusammenkleben. Das geeignete Gefäß, das richtige Wachs, Geduld und eine ruhige Hand sowie die Werkzeuge, um die fertige Kerze aus der Form zu befreien, sind nötig. Wie Pater Markus Hau die Kerze aus dem Gefäß zog, während Isolde Heu- mann das Plastikrohr hielt, erinnerte an eine Geburt. Fast sieht es so aus, als würde die Kerze von dem weißlichen Wachs umspült. Und an manchen Stel- len schaut rotes Wachs hervor. »Die Wunden Christi sind in der Kerze drin«, sagt Pater Hau. Am Ende zog Isolde Heumann noch einen goldenen Strich an der Rohr-Naht entlang. Die Wunden sind in der Kerze zu sehen In der Osternachtfeier entzündete Vize- provinzial Pater Michael Pfenning die ein Meter hohe Kerze am Osterfeuer. Warum ihn diese Osterkerze besonders berührt hat, erklärt Pfenning so: »Hunderte Men- schen haben uns Wachs geschickt, Briefe geschrieben, und in einem geistlichen Prozess ist die Kerze gegossen worden.« Da sei Leid, Schmerz, Trauer und Todes- angst mit eingeflossen. Diese Wunden und Bruchstellen seien in der Kerze zu sehen. Für den Pallottinerpater macht sie deut- lich, dass wir miteinander zum Licht werden können. »Wenn wir die Wunden annehmen, weil Gott unsere Wunden annimmt, können Wunden zur Kraft werden. Denn in Christi Wunden seien unsere Wunden geheilt, so der Pater. Die Osterkerze sei das Symbol dafür, dass Dunkles Licht werden dürfe. Und so lau- tete auch das Motto der Aktion: »Mitein- ander Licht werden.« Alexander Schweda Aus Hunderten solcher Wachsreste entstand die Osterkerze. Pater Michael Pfenning entzündete die Kerze am Osterfeuer.

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