Mit der Pandemie leben lernen

16 unendlichen Liebe Gottes zu stellen, dann wird uns dieses Bild ein Ge- sicht sein, dass unser Gesicht sieht. Wir dürfen in sein Gesicht schauen. Langsam können wir verwandelt werden, so dass wir diese unendliche Liebe nicht nur in Gott, sondern auch in uns wahrnehmen können. Wir können uns mit dieser erfahrenen Liebe uns selber zuwenden, in aller uns möglichen Zärtlichkeit. Nur wenn wir uns selbst lieben, können wir an- dere lieben. Nur wenn wir erfahren geliebt zu werden, können wir uns selbst lieben. Aus dieser Liebe, aus der Zuwendung zu uns selbst werden wir ein Gespür für die Antworten bekommen, die wir dem Leben zu ge- ben haben, die wir um uns selber willen dem Leben schuldig sind. Dann „verantworten“ wir unser Leben. Es kann für uns Menschen nichts Grö- ßeres und Schöneres geben, als unser Leben selbst zu verantworten. Dies spiegelt unsere Würde und entspricht unsere Freiheit. Es ist die einmalige Möglichkeit des Menschen, als Mensch sinnerfüllt leben zu können. Die Pandemie mit ihren Herausforderungen bietet uns eine unerwartete Chance, diese Möglichkeiten und dieses, uns eigene Leben zu ergreifen. Diese Pandemie kann uns mit all ihren Gesichtern tiefer ins Leben, tiefer in uns selber, und tiefer in Gott hineinführen, vielleicht in eine Tiefe, von der wir noch gar nicht ahnen, dass es sie gibt. Vielleicht muss- ten wir noch nie einen Weg in diese Tiefe gehen oder aber haben es bis- her nicht gewagt. Lebenskrisen, wie auch immer sie sich zeigen mögen, sind immer Hinweise und Möglichkeiten, uns neu, weiter und tiefer ins Leben hineinzuwagen. Im Auftauchen aus der Tiefe werden wir neue Klarheit, neue Lebensmöglichkeiten und Freiheitsgrade gewonnen ha- ben. Hören wir also auf die Fragen, die das Leben uns vorlegt. Hören wir auf die Stimme der Gegenwart, die uns anspricht und die uns zur Ant- wort auffordert. Und lassen wir uns ein, wenn manches auch Neuland für uns ist. Suchen wir uns Beratung, Begleitung oder Therapie, wenn wir alleine nicht weiterkommen. Die Herausforderungen unseres Lebens können groß und für uns zu groß sein. Scheuen wir uns nicht, uns man- che Hilflosigkeit und manche Frage einzugestehen, sondern wagen wir uns hinein in neues unbekanntes Leben, auch wenn wir nicht wissen, was uns erwartet. Wir können die Antwort geben und den Sinn nennen, den es haben wird. Literatur: Frankl, Viktor E., (2017) Ärztliche Seelsorge.

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