Mit dem Leib Glauben

39 ren…). Kurse für Übungen der Aufmerksamkeit, der Stressreduktion (mindfulness, awareness) sind auf dem breiten Markt der Angebote an der Tagesordnung. Dabei finden sich teure Crash- kurse, deren Nachhaltigkeit bezweifelt werden darf, wie auch ernstzunehmende Einführungen in ein ganzheitliches Umgehen mit Leib und Seele. Oft finden Menschen dahin, bestimmte Übungen fest in ihr Tagesprogramm einzubauen (z.B. Körper-Scan…). Was bewegt nun speziell Christen, sich östli- chen Meditationsformen zuzuwenden? Natürlich sind es auch hier oft die Suche nach Stille, das Verarbeiten von Ereignissen in der Lebensmit- te, die Hoffnung auf Erfahrungen des „Mehr“. Eine 2014 abgeschlossene soziologische Un- tersuchung  78 zeigt, dass auch der Frust über mangelnde Angebote in der eigenen Kirche eine Rolle spielt sowie der Unwille, neben dem Ar- beitsdruck in der Berufswelt auch in der kirchli- chen Gemeinde wieder in den „Machen-Modus“ verfallen zu sollen. Dabei ist die Bereitschaft hoch, als sinnvoll erkannte Ritus-Elemente aus anderen Religionen in die eigene Praxis zu integrieren. Meditierende Christen, die seit Jahren auf dem Weg der Stille sind, bezeugen in dieser Untersu- chung, dass ihr Glaubensverständnis sich wan- delt. Dies ist nicht weiter erstaunlich, da ja die Stille bzw. die Erfahrung des „In“, des Nicht-Ge- trenntseins, zu welcher der Zen-Weg hinführen will, unmittelbar in das Bild von Gott, der Welt und der Mitmenschen eingreift, bzw. durch die unmittelbare Erfahrung viele Vorstellungen über Bord wirft. Hier handelt es sich um sehr persön- liche Erkenntnisse, die natürlich in einer Unter- suchung nur sehr summarisch widergegeben werden können. Interessant ist die dort aufgeworfene Frage, ob spirituelle Erfahrungen von Christen auf dem Weg östlicher Meditation zu Schwierigkeiten mit dem christlichen Glaubensbekenntnis führen. Dies hängt wohl nicht zuletzt von der Person dessen ab, welcher die Meditation lehrt und begleitet. Hat diese selbst ihre ungelös- ten Geschichten mit der eigenen religiösen Sozialisation, betrachtet er / sie selbst Religion als Durchgangsstadium auf dem spirituellen Weg, vertritt er / sie selbst ein synkretistisches „Patchwork-Modell“ von Religiosität, muss und wird sich dies auch bei denen auswirken, die sich anleiten und begleiten lassen. Dies ist nicht nur eine Frage von Worten, hier spielt die Atmosphäre eine wichtige Rolle, die bewuss- te und unbewusste Übertragung des inneren

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