Mit dem Leib Glauben
an der Erfahrung des Absoluten wird im Zen als Krankheit betrachtet. Es ist das Stecken-blei- ben in der Nichts-Erfahrung. Der soziale Aspekt kommt dabei nicht zur Geltung. Immer dort, wo in der Geschichte das spirituelle Erleben um seiner selbst willen angestrebt worden ist, wo es nicht zum barmherzigen Tun geführt hat, wirkte sich dies als schweres Defizit aus. 5. Wahrhafte Blindheit ist das Auge, in dem das Licht der Erleuchtung verschwunden ist. Das ist „Buddhas Auge.“ In dieser Weise sieht sich der Mensch im Ganzen und als Ganzes. Um mich dahin zu führen, sagte mir mein Meister Koun-Roshi wiederholt im Dokusan: „You are the universe.“ In dieser Weise der Blindheit – so sagte mein Meister – erfährt und zeigt sich der Mensch als ganz normaler Mensch und doch nicht normal, weil er mehr als andere bereit ist, zu dienen und für andere da zu sein – und dies in äußerster Demut. Erst wenn in der Annah- me der persönlichen Situation, im alltäglichen Dienst die gemachte Erfahrung „untergeht“, „stirbt“, erst dann kann wachsen, was in der Erfahrung als Same angelegt ist. Bis dahin, dass von „Zen“ nichts mehr übrig ist – nur noch: Lebendigkeit. In den ersten drei Arten geht es um Blindheit, in der wir an der Oberflächlichkeit der Dinge und Begriffe haften und die Wesensnatur, die in allen Dingen ist, nicht sehen. Die Voraussetzung für den Weg wird noch nicht gesehen im großen Glauben: „Die unendliche Wirklichkeit ist in mir.“ 12 Bezüglich der Integration in christliches Leben geht es um die Blindheit, die Gott nicht im Menschen und in allen Dingen sehen kann, oder noch nicht zu sehen vermag – gemäß der 3. Art der Blindheit. Die 4. und 5. Weise der Blindheit entspricht einem Leben in der Erfahrung der unendlichen Wirklichkeit. Christlich gesagt: in der Erkennt- nis und Erfahrung der Gegenwart Gottes. Dies jedoch nicht als Lichtjahre entferntes Sternge- bilde, sondern als eine jedem Menschen zu- gedachte Gnade unter voller Berücksichtigung seiner Mitwirkung. Das ist zu sehen als wun- derbare Einladung. Einladung für wen? Du bist dieser Mensch. 12 „Der große Glaube“ ist Voraussetzung für Übende auf dem Zen-Weg
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