Mit dem Leib Glauben

11 hätte, und als ob ich schon vollkommen wäre, aber ich strebe danach.“  11 Jegliches Bemühen will ergänzt werden durch eine Haltung der Empfänglichkeit und der Bitte an das Wesen. Sowohl buddhistische wie auch christliche spirituelle Meister haben stets dazu aufgerufen, die schweigende, wortlose Meditation durch das vertrauensvolle Gebet zu unterstützen. 4. Richtige Blindheit. Das Auge der großen Erleuchtung sieht die unendliche Wirklichkeit, sieht Gott in allen Dingen, die aber auf Gott, auf die unendliche Wirklichkeit hin als reines Nichts erscheinen. Das „Aufgehen“ der Wesenswelt lässt alles bisher Sichtbare verblassen, verän- dert die Sichtweise dahin, dass der Mensch im „In ohne Außen“ hinein genommen wird in den in allem verborgenen Glanz der Dinge und damit blind ist für den bisher von eigenen Vorstellungen und Konzepten getrübten Blick. Es ist die Erfahrung des „Nichts“, des „nicht etwas“, des Ganzen, Ewigen. Und gerade darin liegt auch eine Gefahr: Dieses Erleben fühlt sich so überwältigend, so gut, so innerlich „nahrhaft“ an, dass der Mensch, dem dies geschenkt wird, darin verharren möchte. So wichtig für den spirituellen Weg es ist, zu diesem Erleben des Absoluten zu kommen – im Verbleiben darin verwirklicht der Mensch nur die eine Hälfte seines Wesens. Denn in diesem unendlichen Raum geschieht nichts, wird kein Lebewesen gerettet. Wie in der uralten Mönchsregel des „ora et labora“ gilt es, das Erlebte ins Leben hin- ein zu tragen, sich auszusetzen. Das Festhalten 6 Eph 1,18 7 Gertrud von Le Fort, Hymnen an die Kirche, München 1948, S. 17 8 Phil 3, 8 9 A. Walkenbach, Der unendliche Gott und das Nichts und Sünde, Limburg 1953, S. 282 10 2 Kor 4,16 11 Phil 3, 12

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