Mit dem Leib Glauben

9 Weg der Zen-Kontemplation viele seiner Worte, die bisher im Dunkel blieben, ins Licht gerückt und in ihrem Wert erkannt – auch hinsichtlich des interreligiösen Dialoges. Viele seiner Aussa- gen sind gleichlautend mit denen der Zen-Meis- ter durch die Jahrhunderte hindurch. ERLEUCHTUNG IN BLINDHEIT Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist in immer unbegreiflicher Weise das Ereignis der Weltgeschichte, das an Bedeutung alle Ereignis- se überstrahlt: „Das Wort ist Fleisch geworden.“  3 Dies ist kein naturgesetzliches Geschehen wie die erste Schöpfung. Die Neue Schöpfung ist ein Angebot an alle, die bereit sind, sich darauf einzulassen. „Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“  4 . Der Mensch ist eingeladen, das Wandlungsgeschehen der Menschwerdung anzunehmen, und dies in vollem Respekt vor seiner Freiheit. Diese kann auch dazu führen, das Angebot abzulehnen: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“  5 Begibt sich ein Mensch in dieses Geheimnis hi- nein, entsteht eine Dynamik, die dahin führt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Die Span- nung zwischen „blind“ und „sehend“ verändert sich derart, dass das wachsende „sehen kön- nen“ des Wesens den Menschen blind werden lässt für das, was ihm bisher als Wirklichkeit erschien. Dazu findet sich eine Entsprechung innerhalb der Zen-Tradition in den sogenann- ten „fünf Weisen der Blindheit“. Blindheit kann hier bedeuten, dass die unendliche Wirklichkeit in uns noch verborgen ist; oder aber, dass wir 3 Joh 1,14 4 Joh 1,12 5 Joh 1,11

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