Professor & Consultor des päpstlichen Rates

Pater George Augustin SAC

Während in Europa mehr und mehr Grenzen geschlossen werden, versucht die Kirche weiterhin, eben solche abzubauen und das Verhältnis zu anderen christlichen Kirchen weltweit zu verbessern. Pallottinerpater George Augustin SAC ist Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und seit 2008 Consultor des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Janina Beckmann, Pressereferentin der Pallottiner, sprach mit ihm über aktuelle Bemühungen in der Ökumene und über die Herausforderung, vor die der Islam das europäische Christentum stellt.

Was genau ist Ihre Aufgabe im päpstlichen Rat?

Ich bin theologischer Berater des päpstlichen Rates für Ökumene. Wenn theologischen Fragen aufkommen, sind wir gefragt. Es gibt diverse Konsultationsprozesse und Dialogversammlungen, wo wir zum Thema Ökumene in der ganzen Welt diskutieren. Es gibt so viele Kirchen und kirchliche Richtungen – da gibt es viel zu besprechen.

Was sind aktuelle Themen, die oft zur Sprache kommen? Gibt es Brennpunkte?

Brennpunkte gibt es nicht wirklich. In der Ökumene gibt es die stetige Bemühung um die Annäherung der Christen. Das dauert, denn es ist meist schwierig, zu theologische Fragen so schnell einen Konsens zu finden. Außerdem gibt es so viele unterschiedliche kirchliche Richtungen, denen man auch unterschiedlich begegnen muss. Neben den theologischen müssen ja auch die kulturellen Unterschiede bedacht werden. Das Ziel ist, dass wir gemeinsam Eucharistie feiern und die Kommunion empfangen können. Aber das ist noch ein langer Weg.

Welche Rolle spielt der Papst in der Ökumene? Hat er einen anderen Kurs als sein Vorgänger?

Nein, alle Päpste haben bei dem Thema die gleichen Wünsche und auch die gleichen Zielsetzungen. Papst Franziskus bemüht sich halt auf seine Art und Weise, die Ökumene durch menschliche Beziehungen voranzutreiben.

Wie ist das Verhältnis der Pallottiner zum Thema Ökumene?

Ökumene ist ein Uranliegen von uns Pallottinern; schließlich wurde uns das Thema von unserem Gründer in die Wiege gelegt. Der heilige Pallotti hat sich sehr um die Einheit der Christen bemüht. Die Gemeinschaft ist, auch deshalb, noch heute sehr aktiv in dem Bereich. Das Problem ist, realistischer Weise, wir sind eine kleine Gruppe. Die Größe unserer Gemeinschaft bedeutet: Wir brauchen mehr Verbündete.

Fallen Ihnen bei dem Thema Ökumene in der Kirche besondere Vorbilder ein?

Natürlich gab es in der Vergangenheit Menschen, die gute Vorbilder waren. Wichtig wäre aber, dass wir die Arbeit und das Leben der zurzeit Aktiven mehr ins Bewusstsein der Menschen bringen.

Aktuell merkt man, dass sich wieder mehr Blicke auf die Kirche richten mit der Frage, wie man mit der Flüchtlingskriese umgehen soll. Was meinen Sie dazu?

Die praktische Hilfe der Kirche wie auch Einzelner ist natürlich wichtig. Doch letztendlich müssen wir uns auch bewusst machen, aus welcher Motivation wir den Flüchtlingen helfen. Nur mit einer christlichen Motivation können wir das Momentum aufrechterhalten. Die Kirche muss hier den Hintergrund geben: wir vom Glauben her angehalten, Flüchtlingen zu helfen. Das ist eine Tat der Barmherzigkeit. Langfristig ist das mehr als nur materielle Hilfe; wir müssen den Menschen auch eine geistige und auch geistliche Heimat geben. Nur wenn wir dazu in der Lage sind, können wir auch kraftvoll handeln.

Die Begegnung mit dem Islam ist natürlich eine große Herausforderung. Für uns Christen heißt es, wir müssen über die alltäglichen Dinge und die üblichen „Reizthemen“ in den Medien hinausgehen und wieder mehr über Gott sprechen. Das ist nicht mehr selbstverständlich, selbst in der Kirche. Der Gottesgedanke verbindet alle Menschen. Gott gibt uns eine gemeinsame Blickrichtung – egal ob wir Christen darüber sprechen, oder auch der Islam. Manche Islam-Anhänger werfen uns vor, dass wir, also die westliche Welt, nicht an Gott glauben und dass wir Gottes Willen nicht erfüllen. Sie nutzen diese Gedanken, um Leute zu ideologisieren und gegen die Christen zu mobilisieren. Jeder Konflikt braucht eine Ideologie. Eben diese liefert der Islam durch den Gedanken: Der Westen ist dekadent und glaubt nicht an Gott. Auch deswegen ist es wichtig, dass wir nicht vernachlässigen über Gott zu reden. Über Gott zu reden ist für uns Christen zentral. Wenn wir das nicht mehr tun, werden wir irgendwann kraftlos und mutlos. ((15.10.15, jb))

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