Im Gespräch

Pater Jacob Nampudakam

For the English translation click HERE

Vergangenen Herbst wurde Pater Jacob Nampudakam zum zweiten Mal als Generalrektor der pallottinischen Gemeinschaft gewählt. Er ist Mitglied der Indischen Provinz von der Erscheinung des Herrn und wurde 1981 zum Priester geweiht. Danach wirkte er innerhalb der Gemeinschaft in verschiedenen Funktionen: als Spiritual und Novizenmeister, als Rektor des geistlichen Animationszentrums der Pallottiner, Generalsekretär, Generalkonsultor der Gesellschaft und seit 2010 als Generalrektor der SAC. Im Interview mit Janina Beckmann, Pressereferentin der Herz-Jesu-Provinz, sprach er über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen für die pallottinische Familie und die katholische Kirche.

 

Wenn Sie auf Ihre letzte Amtszeit als General zurückblicken: was waren Prioritäten? Oder besondere Herausforderungen?

Die höchste Priorität hat bei uns spirituelle Erneuerung. Die zweite Herausforderung ist die praktische Umsetzung unseres Charismas im Dienst der Kirche. Außerdem lag unser Augenmerk auf der Stärkung von Kooperationen innerhalb der Gemeinschaft. Wir sind schließlich eine Familie, die aus Italienern, Deutschen, Polen usw. besteht. Aber wir sind alle Pallottiner. Unsere gemeinsame Mission sollte die Basis sein, die uns eint. Um zu geben und zu nehmen. Um personelle und finanzielle Ressourcen zu teilen. Schließen haben wir ein gemeinsames Ziel.

Wir eröffnen dieser Tage einige neue Niederlassungen bzw. Missionen, die eine ganz praktische Herausforderung für unsere Gemeinschaft werden: zum Beispiel Vietnam, Kuba oder Malawi.

 

Können Sie über die neuen Niederlassungen schon etwas sagen?

Die neue Mission in Peru läuft sehr gut. Vietnam ist vielversprechend. In Malawi haben wir ja gerade erst begonnen. An manchen Orten fehlt es an Menschen– zum Beispiel in Mexiko. Dort bräuchten wir mehr Leute. Dasselbe gilt für Südkorea. An anderen Stellen fehlt es an finanziellen Mitteln.

Die pallottinischen Delegaturen und Provinzen sind auf der ganzen Welt verstreut – und haben dieser Tage ganz unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Gibt es überhaupt ausreichend Gemeinsamkeiten, um einen aktiven Austausch untereinander zu ermöglichen?

Es gibt Gemeinsamkeiten, aber natürlich auch länderspezifische Unterschiede. Wir sind alle Pallottiner, doch haben wir unterschiedliche Prioritäten in unserem Apostolat. Für indische Pallottiner ist zum Beispiel Bildung ein zentrales Thema. Vor Ort gibt es viele pallottinische Schulen. In Afrika spielen soziale bzw. Hilfsprojekte eine große Rolle. Und der Auf- und Ausbau des Glaubens. Dagegen ist z. B. in Deutschland die Frage, wie man den katholischen Glauben wiederbeleben kann. Letztendlich sind wir eine Familie, doch in jedem Land sind wir anderen Umständen ausgesetzt und vor andere Herausforderungen gestellt.

Sehen Sie „Wiederbelebung des Glaubens“ dieser Tage als Hauptaufgabe für die Kirche in Europa?

Es ist ein ganz natürlicher Prozess: wenn der materielle Wohlstand wächst, lässt der Glaube nach. Familien werden kleiner. Man ist nicht mehr so sehr aufeinander angewiesen. Wir beginnen dieser Tage neue „Missionen“, doch letztendlich wartet unsere Mission überall auf uns. Auch in Europa. Denn hier hat sich eine Peripherie des Glaubens entwickelt. Das ist ein Problem der menschlichen Natur – nicht nur im Westen: Materialismus führt zu Unabhängigkeit, auch spirituell. Die östlichen Länder werden das gleiche erleben.

Die große Frage ist, wie man hier einen Wandel bewerkstelligen kann. Nehmen wir ein Beispiel aus der Psychologie: wenn man eine Veränderung möchte, muss man erst den Schmerz wahrnehmen. Psychischen Schmerz. Das gleiche gilt für physischen Schmerz: wenn man Zahnschmerzen hat, geht man zum Arzt. Auch eine spirituelle Wandlung kann erst geschehen, wenn wir den Schmerz wahrnehmen. Wir müssen spüren, dass wir arm und ein wenig verletzt sind. Denn letztendlich sind wir das alle. Reichtum ist eine Illusion. Paradoxerweise ist die Erkenntnis unserer eigenen Armut der erste Schritt zu einer Wandlung. Das ist unsere Mission. ((01.02.17; jb; Bild: SAC))

Das könnte Sie auch interessieren

Print Friendly, PDF & Email