Im Gedenken an Alfons Tamm

Bruder Alfons Tamm starb mit 82 Jahren

Am Abend des 1. April starb im Krankenhaus in Diez unser Mitbruder Br. Alfons Tamm SAC. Er war 82 Jahre alt, und 60 Jahre Pallottiner.

Geboren wurde er am 7. Januar 1934 im schlesischen Krehlau, Kreis Wohlau, Bistum Breslau. Die Eltern, Robert Tamm und María, geborene Riedel, hatten einen kleinen Bauernhof. Alfons war das fünfte Kind. Die Mutter starb bei der Geburt des neunten. Er besuchte von 1940 bis 1945 die Volksschule in Krehlau. Am 21. Januar 1945 musste die Familie in das Sudetenland fliehen und kehrte im Mai zurück. Da das Haus abgebrannt war, wohnte der Vater mit den Kindern im Stall. Am 14. August 1946 mussten die Tamms endgültig ihre Heimat verlassen und kamen in das westfälísche Lichtenau bei Paderborn. Hier vollendete Alfons die Volksschule. Da er Missionar werden wollte, vermittelte ihn der Ortspfarrer auf das Hermann-Josef-Kolleg der Pallottiner in Rheinbach. 1952 beendete er die Schulausbildung und wechselte in das Aspirat (Institut für Brüderkandidaten) der Gemeinschaft im Missionshaus in Limburg. Hier erlernte er das Schlosserhandwerk und schloss die Ausbildung mit der Gesellenprüfung ab.

Er war sich inzwischen sicher geworden, Pallottiner werden zu wollen. So begann er im November 1953 das Noviziat und legte am 30. November 1955 die erste Profeß ab; am 30. November 1960 erfolgte die ewige.

Von 1958 bis 1966 wirkte Br. Alfons Tamm als Schlosser und in der Heizung in Rheinbach im inzwischen umbenannten Vinzenz-Pallotti-Kolleg. Nach seiner Rückkehr nach Limburg arbeitete er in der Schlosserei des Missionshauses und unterstützte dort die Lehrlingsausbildung. Als Lektor und Mitglied der Schola war er maßgeblich an der Liturgie der Pallottiner- und Pfarrkirche St. Marien beteiligt. Er gehörte zu den „Chormantel-Brüdern“, also jenen Scholisten, die in den Feierlichen Vespern die Psalmen und Lesungen vortrugen. Zwölf Jahre war Br. Tamm Mitglied des Pfarrgemeirıderates St. Marien. Als vor 50 Jahren der „Kellerclub” gegründet wurde (heute würde man von offener Jugendarbeit sprechen) suchte der damalige Kaplan, P. Walter Maader, Erwachsene, die an den Clubabenden Aufsicht führten. Zehn Jahre gehörte Br. Tamm zu diesem Erwachsenen-Team. Ab Mitte der 1970er Jahre gehörte er auch zum Aufsichtsteam der Kleinen Turnhalle der Goethe-Schule, die die Pfarrjugend regelmäßig nutzte. So entstand der Kontant zur DJK und dessen Fußballmannschaft. Br. Tamm wurde hier nun viele Jahre ehrenamtlicher Platzwart.

lm Januar 2002 kam überraschend die Anfrage, Sakrístan an der Wallfahrtskirche „Maria zum Rauhen Wind“ im fränkischen Kälberau zu werden. Nach kurzer Überlegung sagte Br. Tamm zu und leistete diesen Dienst bis zum Dezember 2005. Obschon er in Kälberau heimisch geworden war, ersuchte er aus gesundheitlichen Gründen um die Rückversetzung nach Limburg.

Die Sorge um seine Gesundheit sollte ihn nun nicht mehr loslassen. Immer häufiger musste er das Krankenhaus aufsuchen. Er wurde immer schwächer. Erwartbar und doch überraschend starb er am Abend des 1. April im Krankenhaus in Diez.

Was Br. Alfons Tamm auch in den Tagen seiner Krankheit nicht verlor, war seine Zuversicht, sein Gottvertrauen, seine Zufriedenheit und seine freundliche Ausstrahlung. Mit diesen Eigenschaften überzeugte und gewann er ein Leben lang die Menschen, ob in Rheinbach, Limburg oder Kälberau. Mit diesen Eigenschaften war er ein glaubwürdiger Missionar. Er hatte ein gewínnendes schlesisches Lachen. Darum erhielt er den Spitznamen „Owie“ aus dem Weihnachtslied „o wie lacht“. Er war ein liebenswürdiger Mitbruder, der selten ein strenges Wort gebrauchte, dessen kritische Anmerkungen aber bei Oberen und Mitbrüdern Beachtung fanden.

Br. Tamm konnte sich freuen. Er war nicht verbittert durch die Wendepunkte seines Lebens, weder durch den Verlust der Heimat noch durch den Wechsel von der Schulbank zur Werkbank. Seine Arbeit in Schlosserei und Heizung erfüllte ihn. Und seine Sommeraushilfen in der Wäscherei. Besondere Freude bereiteten ihm die Aushilfen in der Sakristei in San Salvatore in Onda, in Rom, als diese noch von Limburger Brüdern betreut wurde. Unvergesslich war ihm der dortige Besuch von Papst Johannes Paul ll. am 22. Juni 1986, dem er ministrieren durfte. Die Mitgestaltung der Liturgie machte ihm Freude; und das Fahrradfahren, viele Jahre auch die Zigarette.

Vor allem durch seine Mitarbeit im PGR und in der Jugendseelsorge der Pfarrei hatte Br. Tamm unzählige Kontakte. Die Schlosserei des Missionshauses wurde an seinem Geburtstag und an seinem Namenstag regelrecht zu einem Wallfahrtsort. Der „Meister”, Br. Hubert Kamphaus, sorgte stets dafür, dass der Geselle genügend heiße Würstchen und kaltes Bier parat hatte.

Was niemand weiß, wie viele Telefonate Br. Tamm führte und wie viel Besuch er auf seinem Zimmer empfing. Dabei interessierte weniger der „alte Krempel“, den er sammelte und der seine Zimmer im Alten Pfarrhaus oder dann im ehemaligen Aspirat oder zuletzt noch auf der Seniorenstation füllte. Gefragt war sein Rat. Unzählige junge Menschen hat er durch die Freuden und Krisen ihrer Freundschaften und Liebschaften, ihrer Ehe, ihrem Glück und ihren Fragen als Eltern, ihren Erfolgen und ihrem Scheitern im Alltag begleitet. Br. Tamm war für sie ein glaubwürdiger Ordensmann, ein geduldiger und weiser Freund. Seine gewinnende Art ließ niemanden unberührt.

ln ihm verlieren wir einen typischen Pallottiner-Bruder alter Schule, der als zufriedenes und lebensfrohes Mitglied ein echtes „bete und arbeite“ lebte, angenehmes Licht in die jeweilige Hausgemeinschaft brachte und der vielen Menschen „draußen“ ein wirklicher Bruder war. Er hat mit seinem Leben sein Gottvertrauen bezeugt und darfjetzt „die Freude seines Herrn” auf immer erleben.

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