Und dann fahre ich wieder in meine Heimat – nach Südafrika

Bruder Alfons Gross SAC

Bruder Alfons Gross ging 1962 nach Südafrika, war viele Jahre als Elektrotechniker im Hospital der Mothers of Divine Love tätig und arbeitet heute im Glen Grey Hospital in Queenstown / Komani.

Wo wohnen Sie im Augenblick? In Queenstown oder in Komani?

Früher sagte man „Queenstown“, heute ist der offizielle Name „Komani“, benannt nach einem bekannten Stammeshäuptling. Man hat mich gebeten, auf das Priesterhaus acht zu geben. Deshalb wohne ich derzeit im Priesterhaus der Schwesternkongregation der „Mutter der göttlichen Liebe“. Es sind keine Pallottinerinnen, die Schwestern gehören aber zur UNIO. Vorher war ich 26 Jahre lang als Elektrotechniker im Hospital der Schwestern tätig. Das ist ein großes Krankenhaus mit 400 Betten, das jetzt leider vom Staat übernommen wurde.

Sie sind gelernter Elektrotechniker?

Ja, ich komme aus dem Saarland und habe im Bergbau gelernt.

Weshalb sind Sie in die Gemeinschaft der Pallottiner eingetreten?

Das war 1956, da war ich 24 Jahre alt. Damals wollten viele zu den Pallottinern, wir waren 10 Leute im Noviziat in Limburg. Das war eine gute Zeit. Danach war ich im Missionshaus als Techniker eingesetzt und habe alles Mögliche gemacht. Ich erinnere mich beispielsweise noch an die große Heizungsanlage.

Was hat Sie damals angezogen?

Ich glaube es waren die Persönlichkeiten, die damals aktiv waren. Ich lernte den ersten Pallottinerpater – Pater Rossko – bei einem Einkehrtag der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) kennen. Ich war damals sowohl in diesem katholischen Jugendverband, wie auch in der Gewerkschaftsbewegung sehr aktiv. Pater Rossko hat mich damals nach Limburg eingeladen und mich so „eingefangen“ (lacht). Ich hatte irgendwie nie die Gelegenheit, ihm das zu sagen, wir hatten nur kurz Kontakt und dann gingen unsere Wege wieder auseinander. Wichtig war damals auch, dass überall Mitbrüder gebraucht wurden. Da konnte man etwas Sinnvolles tun.

Sind die Pallottiner heute immer noch für junge Leute interessant?

Ja, das glaube ich schon. Wir Pallottiner haben feste Regeln, aber wir sind dabei doch sehr flexibel. Das schätzen viele junge Menschen sehr. Bei uns ist viel möglich. Jeder kann sein Charisma entfalten – es geht darum, dass man etwas kann und nicht, dass man etwas muss! Das ist gerade auch für die jungen Menschen in Afrika attraktiv.

Sie sind jetzt seit 54 Jahren in Südafrika, weshalb?

Das hatte ich ursprünglich gar nicht vor, aber unser damaliger Provinzial Pater Stock hat uns hingeschickt. Das war eigentlich unüblich, denn ich hatte meine Ewige Profess noch gar nicht abgelegt, aber man brauchte in Südafrika dringend junge Männer. 1962 wurden fünf Missionare entsandt, zwei Brüder und drei Priester. Zwei davon sind heute noch im Land, Pater Frings und ich.

Wie geht es den Menschen in Südafrika?

Das ist sehr unterschiedlich. Die Städte sind hoch industrialisiert, Kapstadt und Johannesburg beispielsweise. Auf dem Land spielen die Stämme eine große Rolle, da sind die Leute manchmal sehr arm und es gibt nicht einmal Teerstraßen. Aber es hat sich viel gebessert, seit ich in Südafrika bin: Es gibt jetzt in fast allen Häusern Elektrizität und – als politische Zielvorgabe – eine Wasserstelle in höchstens 100 m Entfernung. Manchmal sind die Leute aber sehr praktisch veranlagt: wenn die Wasserstelle weiter entfernt ist, wird einfach die öffentliche Wasserleitung in Eigenregie angezapft. Dabei ist die Arbeitslosigkeit mit 35-40% sehr hoch. Arbeitslose bekommen eine Unterstützung von 1600 Rand, das sind monatlich etwa € 200, zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben. Allerdings sind für Arme zusätzlich monatlich 50 KW Strom und 3000 Liter Wasser pro Haus gratis.

Wie geht es den Mitbrüdern in der Pallottiner-Delegatur in Südafrika?

Die Delegatur besteht im Augenblick aus vielen engagierten Mitbrüdern aus Malawi, Nigeria und Südafrika. Die sechs jungen Mitbrüder im Noviziat sind tolle Kerle. Im Postulat sind jetzt zwei Zulus, also aus Südafrika, da geht es auch vielversprechend weiter. Ich glaube, dass es in Südafrika nur im Team mit den anderen Ländern weitergehen wird. In Nigeria ist der Priesterberuf viel anerkannter als in Südafrika. Und in Malawi ist auch die Mentalität der Priester anders. Da spielen Traditionen und Kultur eine große Rolle. Das ist wie bei den Pfälzern und den Saarländern, die haben auch unterschiedliche Mentalitäten und ziehen sich deshalb gegenseitig auf. Die Xhosa, also das ist der Name eines Stammes und auch deren offiziellen Sprache, sind oft sehr stark dem Land und den Viehherden verbunden und in Folge sehr männlich dominiert. Der Mann ist der Boss, arbeitet nicht und überwacht die Herde. Priester der Xhosa würden ihr Auto nicht selbst waschen und den Zaun ihrer Weide durch andere reparieren lassen, da das mit der Würde des Priesteramtes nicht vereinbar wäre. Priester in Malawi würden sich einen Blaumann anziehen und zuerst den Zaun reparieren und dann das Auto selbst waschen, da gäbe es keine Probleme. Da gibt es manchmal eben kulturelle Unterschiede und auch Meinungsverschiedenheiten. Aber, wie gesagt, das gibt es ja manchmal auch in Deutschland.

Übrigens: Ein Pallottiner – das war Pater Arnold Fischer – hat, soweit ich weiß, in Kooperation mit der Universität Oxford einen Sprachführer herausgegeben, das „Oxford English Xhosa Dictionary“. Da habe ich unserem Provinzial Pater Scharler kürzlich ein Exemplar geschenkt.

Erzählen Sie uns ein besonderes Ereignis, etwas Lustiges oder an was Sie sich gerne erinnern?

Da fällt mir jetzt spontan nichts ein, da müsste ich nachdenken. Besonders war vielleicht, dass mir unser damaliger Papst Johannes Paul II. einen Rosenkranz geschenkt hat. Er hat gesagt: Machen Sie reichen Gebrauch davon! Na ja, er ist sozusagen Schuld daran, dass ich jetzt „ständig“ den Rosenkranz beten muss! (grinst verschmitzt). Karol Józef Wojtyła hat als Student in unserem Generalat in Rom gelebt. Es war Krieg, Polen war besetzt, da war er im Generalat sicherer. Er kannte aus dieser Zeit einige Pallottiner. Ich denke, er hat unsere Gemeinschaft geschätzt. Nachdem ich ihn persönlich erlebt habe, konnte ich ihn jedenfalls gut leiden.

Sie werden im August 85 Jahre alt – was hat Sie so jung und lebendig gehalten?

Danke für das Kompliment. Ja, ich fühle mich – bis auf ein paar kleine Beschwerden – noch ganz wohl. Vielleicht liegt das daran, dass ich in meinem Leben nur wenig Alkohol und Fleisch konsumiert habe und immer in Bewegung war.

Sind Sie jetzt länger in Deutschland?

Nein, ich lasse mich durchchecken, besuche Familie, Wohltäter und Mitbrüder und dann fahre ich wieder zurück in meine Heimat, nach Südafrika!

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